Berlin

FU verurteilt »mutmaßlich antisemitisch motivierten Angriff«

Günter Matthias Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin Foto: picture alliance/dpa

Die Freie Universität Berlin (FU) hat einen mutmaßlichen Angriff auf den Studenten Lahav Shapira in Berlin-Mitte vom Wochenende »auf das Schärfste« verurteilt und prüft nach eigenen Worten juristische Schritte. Man sei »zutiefst entsetzt über den brutalen, mutmaßlich antisemitisch motivierten Angriff auf einen jüdischen Studenten unserer Universität«, teilte Uni-Präsident Günter Ziegler am Montag für das gesamte Präsidium mit.

»Wenn sich bestätigt, dass der Täter Student der Freien Universität Berlin ist, wird die Hochschule umgehend die möglichen juristischen Schritte im Rahmen des Hausrechts prüfen und gegebenenfalls ein Hausverbot durchsetzen.« Die Uni richtete Genesungswünsche an den Verletzten.

Die Uni teilte weiter mit, dass sie unabhängig davon»alles in ihrer Kraft Stehende« unternehme, um eine Bedrohung jüdischer Studierender auf dem Campus zu verhindern. »Unsere uneingeschränkte Solidarität gilt allen Opfern antisemitischer Anfeindungen und Gewalt; die Freie Universität Berlin steht für Offenheit und Toleranz und distanziert sich von jeglicher Form von Gewalt und Hetze.«

Universitätspräsident Ziegler steht seit Wochen wegen seines Umgangs mit judenfeindlichen Ausschreitungen in der Kritik. Nach der Besetzung eines Hörsaals durch propalästinensische Studenten, bei der Lahav Schapira bereits einmal bedrängt wurde, weil er Geiselplakate aufhängen wollte, behauptete Ziegler, beide Seiten würden provozieren.

In einer ersten Stellungnahme der Freien Universität zu dem Angriff am Wochenende wurde das mutmaßlich antisemitische Motiv des Täters mit keinem Wort erwähnt. Die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) hatte Ziegler daraufhin in einem offenen Brief scharf kritisiert und ein Hausverbot für den Täter gefordert.

Aggressiv angesprochen

Ein 23-jähriger Student soll nach Polizeiangaben in der Nacht zum Samstag in der Brunnenstraße seinen 30 Jahre alten jüdischen Kom­mi­li­to­nen Lahav Shapira in Berlin-Mitte mehrmals ins Gesicht geschlagen und schließlich auf den am Boden liegenden Mann eingetreten haben. Shapira erlitt Gesichtsfrakturen und musste operiert werden. Er liegt seit Tagen in einem Berliner Krankenhaus.

Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung. Die Behörde sprach unter Berufung auf bisherige Ermittlungen und Aussagen davon, dass ein Streitgespräch vorausgegangen sei. Dem widersprachen Augenzeugen, die angaben, der Täter habe Shapira bereits aggressiv angesprochen und dann unvermittelt zugeschlagen.

Nach Schilderungen des Betroffenen Lahav Shapira konnte die Polizei den Tatverdächtigen identifizieren. Ermittler trafen den Verdächtigen später zu Hause an und durchsuchten die Wohnung. Sie beschlagnahmten das Handy des Mannes und weitere Gegenstände. Der Tatverdächtige wurde nicht festgenommen. Wegen der möglichen politischen Motivation der Tat ermittelt ein Fachkommissariat des Staatsschutzes. Die Polizei prüft, ob auch eine antisemitische Motivation eine Rolle spielt. dpa

Debatte

Baerbock zu Netanjahu-Haftbefehl: Niemand steht über dem Gesetz 

An dem Haftbefehl gegen Israels Premierminister gibt es massive Kritik. Für Außenministerin Baerbock indes ist klar, wie Deutschland im Falle einer Einreise von Netanjahu reagieren sollte

 25.11.2024

Meinung

Wie rechtfertigt ihr euer Schweigen?

Am Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen erwähnen die meisten feministischen Organisationen die Jüdinnen in Hamas-Geiselhaft mit keinem Wort. Ein Kommentar von Sharon Adler

von Sharon Adler  25.11.2024

Meinung

Der Rubikon ist längst überschritten

Eine »globale Intifida« breitet sich auch im Westen aus. Es wäre an der Zeit, dass Regierungen klare rote Linien einziehen

von Jacques Abramowicz  25.11.2024

Meinung

Slowik muss sich an Golda Meir ein Vorbild nehmen

Die Berliner Polizeipräsidentin hat Juden zur Vorsicht vor arabischstämmigen Menschen gemahnt. Das ist das falsche Signal

von Sigmount A. Königsberg  25.11.2024

Karlsruhe

Bundesanwaltschaft klagt mutmaßliche Hamas-Mitglieder an

Vorwurf der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung

 25.11.2024

Berlin

Sicherheitsvorkehrungen für israelisches Basketball-Team

In der Euroleague steht das Spiel Alba Berlin gegen Maccabi Tel Aviv an, die Polizei bereitet sich vor

 25.11.2024

USA

Trump und das »Projekt 2025«

Mitverfasser des radikalen Plans sollen in Trumps Regierung Schlüsselpositionen übernehmen

von Bill Barrow  25.11.2024

Meinung

»No-Go-Areas« für Juden: Die Geschichte wiederholt sich

Schon in den 1920er Jahren konnte der deutsche Staat nicht alle seine Bürger schützen

von Boris Itkis  25.11.2024

Meinung

Nan Goldin: Gebrüll statt Kunst

Nach dem Eklat in der Neuen Nationalgalerie sollte Direktor Klaus Biesenbach zurücktreten

von Ayala Goldmann  25.11.2024