Der Publizist Michel Friedman hat fehlendes Mitgefühl der Gesellschaft nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober beklagt. Die deutsche Gesellschaft habe auf das Massaker weitgehend empathielos reagiert, sagte Friedman der »Zeit« (Donnerstag). Jüdische Eltern müssten sich nun fragen, wie sie damit umgingen, wenn ihre Kinder als jüdisch erkennbar seien, etwa weil sie einen Davidstern tragen. Jede jüdische Familie müsse dieses Dilemma verhandeln.
Er und seine Söhne trügen den Davidstern, sagte Friedman. »Für mich wäre es ein Rückschritt, meinen Söhnen zu raten, den Davidstern abzulegen, weil sie geschlagen werden könnten.« Es könne kein jüdisches Leben in der Moderne geben, wenn Juden ihren Anspruch aufgäben, sich frei zeigen zu können. Er fügte hinzu: »Ich bin mein Leben lang bedroht worden in diesem Land. Aber ich glaube, dass Gesellschaft nur funktioniert, wenn man der Gewalt nicht weicht.«
Friedman (68) stammt aus einer polnisch-jüdischen Familie, die während des Holocausts durch den Unternehmer Oskar Schindler gerettet wurde. In Paris geboren, wuchs Friedman in Frankfurt am Main auf, nachdem seine Familie 1965 dorthin zog. epd