Interview

»Frieden muss uns in ganz Europa wieder mehr wert sein«

Aron Schuster, Direktor der ZWST Foto: Uwe Steinert

Interview

»Frieden muss uns in ganz Europa wieder mehr wert sein«

ZWST-Direktor Aron Schuster über Hilfe für die Ukraine und die Rolle Deutschlands bei der Aufnahme von Geflüchteten

 24.02.2022 16:29 Uhr

Der Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST), Aron Schuster, hat Deutschland aufgefordert, sich an der Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine zu beteiligen. »Wir beobachten bereits Fluchtbewegungen in die Nachbarstaaten der Ukraine, vor allem nach Polen. Ich bin der festen Überzeugung, dass Deutschland einen seiner Bedeutung angemessenen Beitrag leisten muss, um Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine aufzunehmen«, sagte Schuster im Interview mit der Jüdischen Allgemeinen.

Auch die jüdische Gemeinschaft könne dazu beitragen: »Natürlich wird sich die ZWST auch mit Blick auf unsere jahrelange Erfahrung bei der Aufnahme von Zugewanderten aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion aktiv in diesen Prozess einbringen.«

Mehr als 45 Prozent der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland hätten ukrainische Wurzeln, daher fühle sich die ZWST der Ukraine stark verpflichtet, so Aron Schuster. Die Organisation hat zu Spenden für ihre Hilfsprojekte im Osten des Landes und in Kiew aufgerufen.

SPENDEN »Wir können Spenden sehr gut gebrauchen und einsetzen. Wir brauchen aber auch eine Einstellungsveränderung. Frieden muss uns in diesem Land, aber auch in ganz Europa wieder mehr wert sein«, betonte Schuster.

Was ihn derzeit irritiere, sei »eine Debatte über steigende Energiepreise oder Sorgen, was mit einer steigenden Zahl mit Geflüchteten auf uns zukommt. Wenn wir Frieden in Europa haben wollen, der für viele Menschen in den vergangenen 70 Jahren selbstverständlich geworden ist, müssen wir als Gesellschaft auch bereit sein, mehr einzubringen. Und das betrifft unser eigenes Leben – eben die Energiepreise oder die Tatsache, dass wir unseren großen Wohlstand in der Bundesrepublik ein kleines Stück weit mit Kriegsgeflüchteten teilen müssen. Das müssen wir alle wieder lernen, denn der Frieden scheint nicht mehr selbstverständlich«, so der Direktor der ZWST. ag

Lesen Sie mehr dazu in der kommenden Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Berlin

Schläger von Lahav Shapira ficht Urteil an

Mustafa El-H. A. war vor knapp zwei Wochen vom Amtsgericht Tiergarten zu drei Jahren Haft wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden

 28.04.2025

Interview

»Es braucht eine klare Ansage«

Maram Stern über den künftigen Papst und den stockenden jüdisch-christlichen Dialog

 28.04.2025

Essay

Den Schaden haben die Juden in Thüringen

In der Debatte um die abgesagte Rede von Omri Boehm zum Buchenwald-Gedenken blieb etwas Entscheidendes unberücksichtigt: der wachsende Einfluss der AfD und des rechten Geschichtsrevisionismus. Ein Nachtrag

von Joël Ben-Yehoshua  28.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Berlin

Eklat um Getränk mit gehäckselter Wassermelone

Beim Israeltag wirbt das Restaurant »Feinberg’s« unter dem Titel »Watermelon meets Zion« mit dem Getränk. Das sorgt für Kritik

 28.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  27.04.2025

Niedersachsen

Gedenkfeier erinnert an Befreiung von Bergen-Belsen vor 80 Jahren

In dem KZ der Nazis kamen mehr als 52.000 Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene um. Am Sonntag wurde der Befreiung des Lagers gedacht

 27.04.2025

Bayern

Söder: Im KZ-Flossenbürg gab es weder Gott noch Menschlichkeit

Vor 80 Jahren wurde das Konzentrationslager Flossenbürg befreit. Bei einer Gedenkfeier mahnte der bayerische Ministerpräsident, dass alle im Kampf gegen Antisemitismus gefragt seien

 27.04.2025