Jerusalem

Freundschaft und Kooperation

Eine »sehr starke Freundschaft«: Angela Merkel und Benjamin Netanjahu Foto: Flash 90

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist mit 16 Staatsministern nach Israel gereist. Am Montagabend landete sie mit fast dem gesamten Kabinett der neuen Regierung auf dem Ben-Gurion-Flughafen zu den fünften Regierungskonsultationen zwischen den beiden Staaten. Die Reise mit dieser großen Anzahl von Ministern sei ein Zeichen für die »sehr starke Freundschaft, die unsere Länder verbindet und die wir weiter ausbauen wollen«, sagte Merkel beim Abendessen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu in Jerusalem.

Netanjahu hieß die gesamte Delegation mit den Worten willkommen: »Dies ist ein wichtiges Treffen. Israel und Deutschland haben eine außergewöhnliche Verbindung, die aus Tragödie und Hoffnung entstanden ist, sowie eine großartige Freundschaft und Kooperation.«

Iran Bei dem Besuch sollen verschiedene Aspekte diskutiert werden. Vor allem geht es um die Sicherheit Israels im Hinblick auf den Iran, die Friedensinitiative von US-Außenminister John Kerry und die Zusammenarbeit der beiden Länder in verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und anderen mehr.

Merkel äußerte sich später vor Journalisten zu dem Treffen. Zwar gebe es Meinungsverschiedenheiten über die Wertigkeit des ersten Schrittes in Sachen Iran, doch sie plädiere dafür, den Versuch zu wagen. »Wir müssen aber politisch dafür sorgen, dass der Iran liefert«, sagte sie. Besonders wichtig sei es, dass die E3+3-Front halte. Bei »E3+3« handelt es sich um eine Kooperation der Länder Deutschland, Frankreich und England sowie den USA, China und Russland.

Nur Lob hatte die Regierungschefin für Kerrys Initiative. Sie sei froh, dass sich die USA dieser Verpflichtung stellten und unterstützt die Bemühungen. »Ich glaube, Kerrys Engagement zeigt Wirkung. So viel Nachdruck kann man nur schwer entkommen.« Auf die Frage, ob die Siedlungspolitik nicht ein ständiges Streitthema sei, das die Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem sehr belaste, antwortete sie: »Wir sind uns einig, dass wir uns nicht einig sind. Es stimmt, dass wir den Siedlungsbau für nicht produktiv bei den Friedensverhandlungen halten.«

Siedlungen Merkel gab zu, »das Siedlungsthema steht zwischen uns«, machte jedoch deutlich, dass eine Meinungsverschiedenheit mitnichten einen Tiefpunkt der Beziehungen bedeute, wie in Teilen der deutschen Presse vor ihrer Abreise behauptet wurde.

»Ein Tiefpunkt ist da, wenn es keine Gespräche und kein Interesse mehr aneinander gibt. Aber unser Besuch zeigt genau das Gegenteil. Wir kommen doch nicht mit 16 Ministern hierher, weil wir uns so streiten.«

Zur Kooperation zwischen den Ländern erklärte sie, dass es sich um verschiedene Projekte handele und die Summe der Abkommen für die Intensivierung der Beziehung von großer Bedeutung sei. Unterzeichnet wird unter anderem eine Vereinbarung zur diplomatischen Vertretung.

Konsulardienst Deutschland soll in Ländern, in denen Israel keine Botschaft unterhält, für Israelis vor Ort Konsulardienste anbieten. »Ich finde es wirklich bemerkenswert«, so die Kanzlerin, »dass uns 50 Jahre nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland dieser Vertrauensbeweis erbracht wird.«

Die Regierungskonsultationen seien auch dazu da, dass sich die Bevölkerung besser kennenlernt. »Wir wollen den Deutschen das Land Israel aus anderer Sicht zeigen, etwa durch die Errungenschaften in der Wissenschaft, der Kultur und Kunst. Diese Normalität ist aber in der Tiefe unserer Bevölkerung noch nicht angekommen. Auch dafür sind wir hier.«

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  20.04.2025

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert