Einspruch

Freiheit gehört zur Erinnerung

»Es ist eine schwierige und zwiespältige Erinnerung«: Nora Goldenbogen Foto: Steffen Giersch

Erst jüngst haben wir den Anschlag auf die Synagoge in Halle erleben müssen. Wenn in diesen Tagen, zum Gedenken an den 9. November 1938, die Formeln »Nie wieder!« oder »Wehret den Anfängen!« zu hören sein werden, dann ist das zu plakativ.

Die Probleme, die zum Anschlag von Halle geführt haben, zeigen ja, dass die Lehren, die aus der Geschichte zu ziehen sind, sehr konkret sind. Antisemitismus ist dabei, wieder zum selbstverständlichen Bestandteil des Alltags zu werden. Rassismus ist längst sagbar geworden.

normalität Fremdenfeindlichkeit gilt schon als Normalität, die eine Wahlentscheidung beeinflusst. Und wir Juden werden dann oft als Opfer betrachtet, die passiv hoffen müssen, dass sich jemand mit einem kräftigen »Nie wieder!« vor sie stellt. Doch so ist es nicht. Die Jüdische Gemeinde zu Dresden etwa hat nach dem Anschlag von Halle viel Solidarität erfahren – nicht nur von der Politik, sondern von Bürgern.

Anderen Gemeinden ist es ähnlich ergangen. Eine Solidaritätskundgebung hat uns gezeigt, dass wir, die Gemeinde, wirklich Teil und Akteur der demokratischen Zivilgesellschaft sind.

Wir erinnern an diesem 9. November an die Pogrome 1938. Und zugleich erinnern wir uns an den Abend 1989, als in Berlin die Mauer durchlässig wurde. Das war ja auch für uns Dresdner Juden eine Möglichkeit, uns freier und breiter zu engagieren, uns neu in die Gesellschaft einzubringen. Auch uns gehören die Freiheitsrechte, die damals erkämpft wurden.

parolen Die AfD ist in die jüngsten Wahlkämpfe mit dem Slogan »Die Wende vollenden« gegangen. Mit solchen Parolen sollen wir und andere gesellschaftliche Gruppen ausgeschlossen werden, als nicht dazugehörig definiert werden. Die solche Parolen rufen, sind es, die uns Juden wieder zu passiven Opfern machen wollen.

Wir sind im Jahr 2019, wir sind in der Bundesrepublik Deutschland, wir wollen das Erreichte verteidigen und zugleich die Erinnerung an die Schoa wachhalten.

Die Autorin ist Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden und der Dresdner Gemeinde.

Anschlag von Magdeburg

»Radikalisierung mit Extremismusbezügen nach rechts«

Thüringer Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer verortet Tatverdächtigen im rechtsextremen Spektrum

 24.12.2024

Berlin-Schöneberg

Chanukka-Leuchter umgestoßen

Polizei: Zwei Arme der Chanukkia am Bayerischen Platz beschädigt – der Staatsschutz ermittelt

 24.12.2024

Taleb A.

Was über den Attentäter von Magdeburg bekannt ist

Er galt den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Islamkritiker, kämpfte für Frauenrechte und arbeitete als Arzt. Aber es gab auch eine andere Seite

 23.12.2024

Polen

Staatssekretär: »Würden Netanjahu bei Teilnahme an Auschwitz-Gedenkfeier verhaften«

Eine Auschwitz-Überlebende bringt wegen der polnischen Haltung einen Boykott der Gedenkfeier ins Spiel

 23.12.2024

Umfrage

Vertrauen in den Zentralrat der Juden vergleichsweise hoch

Laut einer Forsa-Umfrage ist das Vertrauen in den Zentralrat der Juden in Deutschland in der Gesellschaft höher als das in die Kirchen

 23.12.2024

Extremismus

Terrorexperte Peter Neumann fordert neue Täter-Kategorie

Nach dem Anschlag von Magdeburg: In Deutschland werde über Terroristen in allzu starren Kategorien gedacht

 23.12.2024

Gastkommentar

Antisemitismus: Lücken im Strafrecht schließen!

Im Kampf gegen Judenhass darf es nicht bei rechtlich unverbindlichen Appellen bleiben

von Volker Beck  23.12.2024

Brandenburg

Bürgermeister Arne Raue: Wechsel zur AfD vollzogen

Damit gibt es einen weiteren hauptamtlichen Bürgermeister der Rechtsaußen-Partei in Deutschland

 23.12.2024

Orthodoxe Rabbinerkonferenz

Rabbiner warnen nach Magdeburger Anschlag vor Hass und Spaltung

Die orthodoxen Rabbiner in Deutschland drücken ihre Anteilnahme nach dem tödlichen Angriff auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt aus

 23.12.2024