Am Donnerstag haben Mitglieder der Gruppe »Students for Free Palestine« an der Freien Universität Berlin (FU) einen großen Hörsaal besetzt. Gegen Mittag hängten sie Plakate mit propalästinensischen und teils antisemitischen Botschaften auf. Darauf die Apartheid-Lüge und der Vorwurf des Genozids. Auch der Slogan »Free Palestine from German Guilt« wurde auf eine Leinwand projiziert.
Dann begannen die Besetzer damit, Reden zu halten, bei denen antisemitische Narrative bedient und Lügen über Israel verbreitet wurden. Laut einem Augenzeugen wurden auch die Verbrechen des Massakers am 7. Oktober verharmlost. Die Leitung der Universität verbot die Besatzung erst nicht. Augenzeugen zufolge kam die Diversitätsbeauftragte der FU in den Saal und sprach mit den Besetzern, ohne dass es Konsequenzen gab. Erst ab 16 Uhr ließ die Unileitung dann die Besatzung von der Polizei räumen. Auf einem Video ist zu sehen, wie die scheinbar aus dem Saal gedrängten Studierenden anschließend über den Campus laufen. Sie skandieren: »Zionisten sind Faschisten – töten Kinder und Zivilisten.«
Es gab aber auch Gegenprotest. Einige Studierende demonstrierten mit einer Israel-Fahne gegen die Besetzung. Beim Versuch, ein Plakat mit dem Foto einer von der Hamas entführten Geisel aufzuhängen, wurde ein jüdischer Student bedrängt. Sein Plakat wurde innerhalb von Sekunden wieder abgerissen. Die Besetzer schrien: »Das ist unsere Uni!« Jüdische Studierende sind offenbar damit nicht gemeint.
Wen die Organisatoren für Juden oder Unterstützer Israels hielten, wurde von der Veranstaltung ausgeschlossen. Ordner, von denen einige sogenannte Palästinensertücher trugen, setzten diese Regel um, die an Zutrittsverbote für Juden im Nazi-Deutschland der späten 30er-Jahre erinnert.
Ein jüdischer Student, der es trotzdem in den Hörsaal geschafft hatte, wurde Augenzeugen zufolge vom Saalmikrofon aus als »Zionist« ausgerufen und ausgebuht. Auch ist auf einem Video zu sehen, dass ihm sein Handy von einem Mann im Palästinensertuch weggenommen wurde. Laut der Berliner Polizei sind nach den Rangeleien vor und im Hörsaal mehrere Anzeigen wegen Körperverletzung gestellt worden.
Für Freitag um 14 Uhr hat »Fridays for Israel«, eine Initiative der Jungen Union, zu einem stillen Protest vor dem Hörsaal eingeladen. Auch die Jüdische Studierendenunion unterstützt den Protest. Vorstandsmitglied Noam Petri sagte am Abend: »Dies ist leider nicht der erste antisemitische Vorfall an der FU, aber bislang wohl der Heftigste« Jüdische Studierende hätten ihn verzweifelt angerufen. Bisher habe es von der Unileitung keine Konsequenzen für antisemitische Studierende gegeben.