Schulen in Deutschland tragen laut einer aktuellen Studie am häufigsten die Namen der Pädagogen Maria Montessori und Johann Heinrich Pestalozzi. Wie aus einer aktuellen Erhebung hervorgeht, sind in Westdeutschland ein Prozent der knapp 25.000 Schulen nach Montessori benannt, während in Ostdeutschland zwei Prozent der rund 5500 Schulen den Namen Pestalozzi tragen. Beide sind für ihre umfassenden Schulkonzepte bekannt.
Die Studie, vorgestellt von der Arbeitsstelle Holocaustliteratur der Justus-Liebig-Universität Gießen und dem Kinderkanal KiKA am Dienstag in Gießen, untersuchte die Namen von rund 30.500 Schulen. Demnach haben etwa 40 Prozent der Schulen einen Namensgeber, insgesamt 4300 verschiedene Menschen. Neben Montessori (273 Schulen) und Pestalozzi (253 Schulen) gehören die Geschwister Scholl (182 Schulen) als NS-Widerstandskämpfer zu den beliebtesten Namenspatronen.
Auch Schriftsteller wie Astrid Lindgren (173 Schulen) und Erich Kästner (152 Schulen) sowie Dichter und Denker wie Johann Wolfgang von Goethe (138 Schulen) und Friedrich Schiller (136 Schulen) sind häufig vertreten. Religiöse Figuren spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle: Viele Schulen sind nach Maria, der Mutter Jesu (158 Schulen), oder dem heiligen Martin (92 Schulen) benannt.
Namen geben Werte mit
Die Namensgebung von Schulen sei ein zentrales Feld der Erinnerungskultur, das laut den Studienautoren bisher kaum systematisch untersucht wurde. »Namen sind eben mehr als Schall und Rauch - die erinnerten Personen geben uns schließlich auch ihre Werte mit«, erklärte Studienleiter Sascha Feuchert. Die Auswahl des Schulnamens sorge mancherorts daher auch für heftige Diskussionen.
Während viele Schulen mit ihrem Namen auch der Opfer des Nationalsozialismus oder der NS-Widerstandskämpfer gedenken, wird jüdischer Widerstand laut Studie nur selten gewürdigt. Weniger als 20 Schulen in Deutschland sind demnach nach jüdischen Widerstandskämpfern wie Else Hirsch oder Max Windmüller benannt. Auch Frauen sind unterrepräsentiert: Obwohl mit Montessori eine Frau die Rangliste anführt, sind nur rund 16 Prozent aller Schulen mit Namenspatron nach einer weiblichen Persönlichkeit benannt.
Parallel zur Studie erzählen eigenen Angaben zufolge mehrere animierte Beiträge des KiKA-Geschichtsformats »Triff…« von den häufigsten Namensgebern deutscher Schulen - im Fernsehen wie auch digital. kna