On revient toujours à ses premiers amours – zu Deutsch: Alte Liebe rostet nicht. Das Sprichwort könnte als Motto über François Hollandes Israelbesuch diese Woche stehen. Denn was vielen kaum mehr geläufig ist: Nicht Amerika, sondern Frankreich war nach der Staatsgründung 1948 jahrelang Israels engster Verbündeter.
Paris rüstete den jungen Staat militärisch massiv auf, nicht nur mit konventionellen Waffen: Im Atomreaktor von Dimona steckt jede Menge französischer Nukleartechnologie, die der damals junge Schimon Peres bei seinen vielen Frankreichbesuchen diskret besorgte. Israel und Frankreich führten sogar 1956 gemeinsam Krieg, zusammen mit Großbritannien, gegen Ägyptens Würgegriff um den Suezkanal. Die Operation scheiterte, weil die USA unter Präsident Eisenhower dem ägyptischen Diktator Nasser diplomatisch zu Hilfe eilte.
de gaulle Das gute israelisch-französische Verhältnis endete 1967 mit dem Sechstagekrieg. Präsident de Gaulle, der für Frankreich eine Art Hegemonialrolle im Mittelmeerraum anstrebte, ergriff Partei für die Araber. Und nicht nur das. In einer Rede im November 1967 verstieg der General sich zu regelrecht antisemitischen Ausfällen, sprach von den Juden als einem »elitären, von sich selbst überzeugten und herrschsüchtigen Volk«. Israel orientierte sich um, verbündete sich mit den USA. Ende einer Freundschaft.
De Gaulles Nachfolger blieben seiner Linie jahrzehntelang treu. Erste, vorsichtige Zeichen einer Richtungsänderung setzte erst Nicolas Sarkozy ab 2007. Die Wende im Verhältnis zu Israel aber hat jetzt François Hollande mit seiner Rede vor der Knesset markiert. Während die USA mit dem Iran offenbar eine Einigung um fast jeden Preis suchen, hat der französische Präsident unmissverständlich erklärt, dass für sein Land eine Lockerung der Sanktionen gegen Teheran erst infrage kommt, wenn das Mullahregime sein Atomwaffenprogramm »unzweideutig und unwiderruflich« aufgibt. Das sind Töne, die man so aus Washington nicht mehr hört.
traumpaar Sind also jetzt Israel und Frankreich das neue Traumpaar auf der internationalen Bühne? Gemach. In Paris wie in Jerusalem weiß man, dass, allen Knessetreden zum Trotz, es nicht um Freundschaft geht. Denn, wie Charles de Gaulle richtig feststellte: Staaten haben keine Freunde. Staaten haben Interessen. Und Interessen können sich rasch ändern – siehe oben.