Meinung

Frankreich: Ausweg Alija

Wenn man sich mit offenen Augen die Situation der Juden in Toulouse und anderen französischen Städten anschaut, wird klar, warum immer mehr junge Juden sich für die Alija entscheiden. Umfragen bestätigen, dass zwei Drittel der hiesigen Juden ernsthaft darüber nachdenken, Frankreich zu verlassen. Von diesen beabsichtigen wiederum zwei Drittel, Alija zu machen und Israelis zu werden.

israel Wenn sie sich zu diesem Schritt entschließen und ins Heilige Land übersiedeln, tun sie das, um sich selbst zu verwirklichen. Dort können sie ihre Ängste, ihre Sorgen und vor allem den grassierenden Antisemitismus hinter sich lassen. Dieser Schritt in eine neue Zukunft bedeutet nicht den Bruch mit der Französischen Republik. Beide Länder sind schließlich Demokratien, sie teilen die gleichen Werte, Hoffnungen und Ideale. Die französischen Juden bringen ja auch ihre Kultur und ihre Sprache ins Heilige Land mit. All das kann und wird die Beziehungen zwischen Frankreich und Israel stärken und verbessern.

Die Hauptursache für die vermehrte Ausreise von Juden aus Frankreich ist aber nicht die Attraktivität Israels. Es ist vielmehr so, dass wir hier in Frankreich keine glänzende Zukunft vor uns haben. Sowohl der radikale Islam als auch die extreme Linke führen Kampagnen, die von Hass auf Israel und Hass auf die Juden geprägt sind.

hass Jüngst kam es, zwei Jahre nach dem Mordanschlag auf eine jüdische Schule in Toulouse, in Paris zu Demonstrationen, bei denen die Namen von Juden gerufen wurden. Das Anwachsen des Antisemitismus, des Antizionismus und die vermehrte Gewalt gegen Juden in Frankreich sind die wichtigsten Gründe, warum viele von uns überlegen, wegzugehen. Das ist eine schmerzhafte Erkenntnis.

Die Ergebnisse der ersten Runde der Kommunalwahlen bestätigen unsere Sorgen. Die französische Gesellschaft fällt derzeit auseinander; die Partei, der wir nur misstrauen können, hat die Wahlen gewonnen. Die Stimmenanzahl der extremen Rechten hat historische Höchstwerte erreicht. Gewiss, die Behörden bekämpfen sehr ernsthaft den Antisemitismus. Das erkennen wir an, aber dennoch sieht sich die jüdische Gemeinschaft gezwungen, sich auf sich selbst zu besinnen – auf das, was wir selbst tun können. Und da ist die Alija eine der realistischsten Möglichkeiten.

Der Autor ist Präsident der jüdischen Gemeinde in Toulouse.

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert