Judenhass

Frankfurter Bündnis fordert Absage von Roger-Waters-Konzert

Roger Waters Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Wenige Tage bevor ein Antrag auf eine Absage des Frankfurter Konzerts des BDS-Aktivisten Roger Waters vom dortigen Magistrat beschlossen werden soll, haben sich mehrere Organisationen und Privatpersonen zu einem Bündnis mit demselben Ziel zusammengetan. In einer Erklärung der Beteiligten heißt es, eine Streichung des im Mai vorgesehenen Konzertes sei notwendig.

Die Forderung wird auch damit begründet, dass »antisemitische Narrative« eine zentrale Rolle in den »Großveranstaltungen« des Musikers spielen. Waters war in den vergangenen Jahren »vor allem als Protagonist der antiisraelischen Agitation« aufgetreten.

Aufklärung Das Frankfurter Bündnis verlangt neben einer Absage »Aufklärung darüber, wie es überhaupt zu einer Vermietung der Festhalle,
dem historischen Schauplatz antijüdischer Gewalt während der Novemberpogrome, an Waters kommen konnte«. In den Tagen der Novemberpogrome wurden mehr als 3000 Juden über die Festhalle
und den Südbahnhof in die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald deportiert.

»In den Visuals der monumentalen Stage-Events des ehemaligen Pink Floyd-Mitglieds wurden u. a. Davidsterne mit Dollarzeichen assoziiert«, heißt es in der Erklärung. »Außerdem wurden Davidsterne auf aufblasbaren Schweinen angebracht, die am Ende der Konzerte in der Regel symbolisch unter dem Jubel des Publikums zerstört wurden.«

Das aktuelle Programm des Rock-Künstlers mit dem Titel »This Is Not A Drill« (»Dies ist keine Übung«) solle »ausdrücklich das politische Programm Waters repräsentieren«, so die Organisationen aus Frankfurt. Das Konzert im Frühling sei »nach eigenem Bekunden« als »eine Versammlung zur Identifikation mit Waters Hass auf Israel und seinem Boykottaufruf gegen die Menschen des jüdischen Staates« vorgesehen.

Kunstfreiheit »Einem bekannten Antisemiten, Verschwörungstheoretiker und Israel-Hasser wie Roger Waters ist nirgendwo eine Bühne zu bieten«, lautet eine weitere Forderung. »Davon, dass die Kunstfreiheit hier überwiegt, kann nicht im Geringsten die Rede sein.

Roger Waters füllt seit Jahrzehnten mit einem Programm, das gespickt ist mit antisemitischen Narrativen und Israel-Hass, gigantische Musikhallen, fordert die Diskriminierung jüdisch-israelischer Künstler aufgrund ihrer Herkunft und setzt gleichzeitig diejenigen seiner Musiker-Kollegen erfolgreich unter Druck, die in Israel auftreten wollen.

»Auch seine Theorien, u. a. über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, der mutmaßlich von den USA provoziert worden sei, sind nicht hinnehmbar«, so das Bündnis. »Seinen Kampagnen keine Unterstützung zukommen zu lassen, ist selbst ein Beitrag zur Verteidigung der Kunstfreiheit.«

Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören neben der Jüdischen Gemeinde, die die Bemühungen um eine Absage des Frankfurter Waters-Konzertes vor mehreren Wochen initiierte, die B’nai B’rith Frankfurt Schönstädt Loge, der Verband Jüdischer Studierender Hessen (VJSH), die NGOs Honestly Concerned und ILI – I Like Israel, die Arbeitsgemeinschaft Frankfurt der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, das Junge Forum derselben Organisation und Einzelpersonen wie die Aktivistin Simone Hofmann.

Taten »Ein Vertrag mit Waters hätte nie abgeschlossen werden dürfen«, stellen die Unterzeichner klar. »Es ist zu begrüßen, dass namhafte Politiker der großen Parteien sich in den vergangenen Wochen für eine Absage ausgesprochen haben. Nun müssen den Worten Taten und einschlägige Beschlüsse folgen!«

Das Bündnis hoffe, »dass Antisemitismusbekämpfung in Deutschland mehr bedeutet, als nur pflichtbewusste Reden zu historischen Gedenkanlässen zu halten« hieß es. »Dies ist der Zeitpunkt, den Worten
Taten folgen zu lassen – in Bezug auf die historische Verantwortung hinsichtlich Räumen, wie der Festhalle, wie aber auch in Bezug auf ein klares Bekenntnis gegen Antisemitismus.«

Während die Frankfurter Bemühungen, das für den 28. Mai in der Festhalle vorgesehene Roger-Waters-Konzert abzusagen, offenbar gute Chancen auf Erfolg haben, sieht es in München und Köln bisher anders aus. In Berlin, wo gleich zwei Waters-Shows geplant wurden, hat der Senat keine Handhabe, denn die Mercedes Benz Arena, in der diese stattfinden sollen, sind nicht in öffentlicher Hand.

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