Regierungskonsultationen

Fragen unter Freunden

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Bundeskanzlerin Angela Merkel während ihres letzten Treffens im Juni 2018. Foto: dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel befindet sich mit mehreren Ministern ihres Kabinetts auf dem Weg nach Israel. Der Besuch findet im Rahmen der traditionellen bilateralen Regierungskonsultationen statt, d­ie jährlich in Berlin und Jerusalem abgehalten werden.

Gegen 19 Uhr Ortszeit werden Merkel, ihre Minister und der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, auf dem Ben-Gurion-Flughafen erwartet. Anschließend wird die Bundesregierung vom israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und seiner Frau Sara in der Residenz des Ministerpräsidenten in Jerusalem begrüßt.

Verbindung Verschiedene israelische Zeitungen schrieben im Vorfeld der siebten Regierungskonsultationen über die »engen Verbindungen trotz mehrerer politischen Uneinigkeiten«. Der Hintergrund: Im vergangenen Jahr hatte die Bundesregierung die Konsultationen verschoben; wie damals aus Regierungskreisen in Berlin verlautete, waren dafür die grundlegenden Differenzen bezüglich der israelischen Siedlungspolitik in den Palästinensergebieten ausschlaggebend.

Ein weiterer Streitpunkt zwischen Deutschland und Israel ist das Atomabkommen mit dem Iran, aus dem die Vereinigten Staaten im Mai 2018 einseitig ausgestiegen waren, was Israel begrüßte. Die US-Regierung und Israel werfen dem Iran vor, ein militärisches Atomprogramm anzustreben und damit den jüdischen Staat existenziell zu bedrohen.

Der Ausstieg aus dem Atomabkommen sorgt bei den Ländern, die den Vertrag 2015 zusammen mit den USA unterzeichnet hatten, für große Kritik. Dabei handelt es sich um Großbritannien, Frankreich, Russland, China und Deutschland. Die Bundesregierung und die Europäische Union wollen das 2015 geschlossene Atomabkommen retten, während die Regierung in Jerusalem Merkel einen zu nachsichtigen Kurs gegenüber dem Iran vorwirft.

Verantwortung Der Meinungsunterschiede zum Trotz hatte Bundeskanzlerin Merkel am Samstag in ihrem wöchentlichen Podcast die engen und besonderen deutsch-israelischen Beziehungen gewürdigt: »Deutschland und Israel verbindet eine einzigartige Beziehung. Als Erbe aus unserer Geschichte, aus dem Zivilisationsbruch, der Schoa, tragen wir als Deutsche eine besondere Verantwortung für die Beziehung zu Israel. Wir können sehr dankbar sein, dass wir heute enge Partner und Freunde sind. Und so freut es mich besonders, dass wir mit vielen Ministern nach Israel reisen.« Auch Ministerpräsident Netanjahu hob in den vergangenen Tagen wiederholt die guten bilateralen Beziehungen hervor.

Die Zeitung »Haaretz« berichtete unterdessen am Mittwoch, dass während des Besuches die beduinische Siedlung Khan al-Ahmar im palästinensischen Westjordanland nicht abgerissen werden soll, »um diplomatische Spannungen zu verhindern«. Die Bewohner hatten bereits Post erhalten, dass sie ihre Hütten räumen sollen, denn vor Kurzem hatte der Oberste Gerichtshof Israels in einem kontrovers diskutierten Urteil den Abriss bestätigt.

Deutschland hatte sich für die Blockierung der Räumung eingesetzt. Einen Tag vor dem Besuch plakatierten die Bewohner die Siedlung mit Bildern von Merkel in der Hoffnung, dass sich die Kanzlerin für sie einsetzen wird. Es wird davon ausgegangen, dass Merkel das Thema bei ihrem Treffen mit Netanjahu ansprechen wird.

programm Am Donnerstagmorgen wird Bundeskanzlerin Merkel die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem besuchen. Im Anschluss wird ihr im Israel-Museum die Ehrendoktorwürde der Universität Haifa verliehen – es ist die bereits dritte Ehrung einer israelischen Hochschule, die sie erhält.

Der Präsident der Universität Haifa, Ron Robin, erklärte vorab: »Während ihres ganzen Lebens hat Dr. Merkel vorbildliche Standards der Exzellenz, Weisheit und Menschlichkeit demonstriert. Es ist ein großes Privileg, ihr unsere Ehrendoktorwürde zu verleihen. Ich bin sehr stolz und aufgeregt, diese Möglichkeit zu haben.«

Anschließend wird die Kanzlerin Informationsstände israelischer und deutscher Unternehmen besuchen und an Gesprächen über die Vertiefung der Wirtschaftsbeziehungen beider Länder teilnehmen. Auch ein Treffen mit Israels Staatspräsident Reuven Rivlin steht auf dem Programm.

Am Nachmittag findet im King David Hotel die gemeinsame Plenarsitzung der Kabinette und anschließend die Pressekonferenz von Bundeskanzlerin Merkel und Ministerpräsident Netanjahu statt. Am frühen Abend enden die zweitägigen Regierungskonsultationen mit dem Rückflug der deutschen Delegation nach Berlin.

Diplomatie

Berichte: Trump-Brief im Iran angekommen

Ein von US-Präsident Donald Trump verfasster Brief wurde laut Medienberichten persönlich durch einen Vermittler in Teheran überreicht

 12.03.2025

Sachsen-Anhalt

Polizei verhindert möglichen Anschlag auf Synagoge Halle

Der Tatverdächtige soll bereits eine Waffe besorgt und im Internet mit seinem Plan geprahlt haben

 12.03.2025

Daniel Neumann

Darmstadt: Diesmal ließ die Kirche Taten folgen

Nach dem antisemitischen Eklat in der Michaelsgemeinde greift die Evangelische Landeskirche entschlossen durch. Das verdient Anerkennung

von Daniel Neumann  12.03.2025

Hessen

Bildungsstätte Anne Frank wehrt sich gegen AfD-Kritik

AfD fordert nun die Aberkennung der Gemeinnützigkeit

 12.03.2025

Sabine Brandes

Die stärksten Menschen der Welt

Die ehemaligen Geiseln Eli Sharabi und Yarden Bibas sind durch die Hölle gegangen. Kaum sind sie frei, setzen sie sich unermüdlich für die Rückkehr ihrer »Brüder und Schwestern« ein

von Sabine Brandes  12.03.2025

Hamburg

Prozess nach antisemitischer Attacke an Uni

Im vergangenen Jahr wurde eine Frau nach einer Veranstaltung zum Thema Judenhass angegriffen und verletzt. Nun steht die mutmaßliche Angreiferin vor Gericht

 12.03.2025

Gedenken

Oranienburg erinnert an Luftangriffe von 1945

Auch Gefangene des KZ Sachsenhausen und Zwangsarbeiter kamen bei den Angriffen um

 12.03.2025

USA

Regierung will mehr Terrorunterstützer abschieben

Außenminister Marco Rubio habe das Recht, Individuen auszuweisen, die gegen die Interessen der Vereinigten Staaten agierten, sagt Regierungssprecherin Karoline Leavitt

 12.03.2025

Thüringen

Rechtsextreme AfD zerrt Stephan Kramer vor Untersuchungsausschuss

Der Partei ist der Verfassungsschutzchef ein Dorn im Auge, weil sie in Thüringen als gesichert rechtsextremistisch gilt

 11.03.2025