»Mehr Anstand und Verantwortungsbereitschaft« hat Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, mit Blick auf den Kinofilm »Tal der Wölfe – Palästina« gefordert. Die türkische Produktion ist seit 27. Januar zu sehen, dem internationalen Holocaust-Gedenktag. Zunächst hatte die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) ein Verbot verhängt, kurz darauf aber den Actionthriller ab 18 Jahren freigegeben.
Graumann sagte dem Kölner Stadt-Anzeiger: »Die Kinosäle werden so zu Foren von Hasspredigern.« Er wünsche sich, dass solche Kritik nicht nur vom Zentralrat der Juden komme, sondern auch von den Islamverbänden in Deutschland. Die Generalsekretärin des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Nurhan Soykan, konterte mit dem Hinweis auf die Presse- und Filmfreiheit. »Wenn man von den Muslimen erwartet, dass sie etwas aushalten, muss das auch hier gelten.«
destruktiv Im Nachbarland Österreich, wo die dortige Israelitische Kultusgemeinde die Aufführung des Films ebenfalls scharf kritisiert, haben sich einige islamische Organisationen von »Tal der Wölfe« distanziert. Die türkische Kulturgemeinde Österreichs erklärte zum Beispiel, der Film könne »sozial destruktiv« wirken.
Das kümmert die Kinobetreiber in Deutschland offenbar wenig. Ein Sprecher der Multiplex-Kette Cinemax erklärte: »Wir sind nicht für Zensur zuständig. Wenn die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft einen Film freigibt, kann er keinen volksverhetzenden Charakter haben.« Ein schwäbischer Kinobetreiber wird in der »Stuttgarter Zeitung« mit dem Satz zitiert: »Es war grenzwertig, aber wir sind schließlich ein Wirtschaftsunternehmen.«
mord »Tal der Wölfe« handelt von einem türkischen Agenten, der sich an der israelischen Armee wegen des Einsatzes gegen die sogenannte Gaza-Hilfsflotte rächt. Hierzulande wird er in Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt. Das Publikum, überwiegend türkische Jugendliche, reagiert oft mit Applaus auf Szenen, in denen gewalttätig gegen Israelis vorgegangen wird. Besucherzahlen liegen noch nicht vor, einzelne Kinos teilen jedoch mit, dass ihre Säle häufig voll sind. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin appelliert »an alle Kinobetreiber, den Film nicht zu zeigen«. Was in »Tal der Wölfe« zu sehen sei, entspreche »exakt den Kriterien der Arbeitsdefinition ›Antisemitismus‹«, die die Europäische Union erarbeitet habe: Die Israelis würden ausnahmslos als böse dargestellt und dienten kollektiv als Repräsentanten des Staates Israel. Ihre Ermordung werde stets als Heldentat gefeiert.
Laut der türkischen Produktionsfirma Pana-Film will der Streifen dazu beitragen, »den unschuldigen Menschen beizustehen und die faschistisch-zionistische Politik nicht zu unterstützen«.