Die für die kommenden Tage geplanten Protestaktionen gegen den israelischen Mauerbau und die Besatzung werden ohne große internationale Beteiligung stattfinden. Über 200 der pro-palästinensischen Aktivisten, die auf dem Luftweg zunächst nach Tel Aviv reisen wollten und von dort weiter ins Westjordanland, wurden am Freitag noch in ihren Heimatländern abgefangen. Das israelische Transportministerium hatte schwarze Listen der nicht erwünschten Personen an die Fluggesellschaften geschickt.
Auf dem Flughafen Ben Gurion war ein Sonderaufgebot von Sicherheitsleuten im Einsatz, um die einigen hundert angekündigten Aktivisten abzufangen und sie in ihre Heimatländer zurückzuschicken.
Sechs linksgerichtete Israelis, die mit Spruchschildern in der Ankunftshalle warteten, wurden vorrübergehend festgenommen. Die Sicherheitsleute ließen mehrere Flugzeuge auf das alte Terminal lenken, um bei anschließenden Kontrollen Dutzende Passagiere herauszufiltern, die sie umgehend wieder nach Hause schickten.
Flottille Die Aktion »Willkommen in Palästina«, an der rund 40 NGOs im Westjordanland beteiligt sind, folgte nur wenige Tage nach der Seeflottille pro-palästinensische Aktivisten. Die beiden Aktionen stehen insofern in Verbindung, da sie von denselben internationalen Gruppen getragen werden.
Die elf Schiffe der Flottille hatten zum Ziel, die Seeblockade zu durchbrechen und Hilfsgüter in den Gazastreifen zu liefern, was indes schon an den die griechischen Behördern scheiterte.
Die Aktivisten die auf dem Luftweg einreisen wollten, sollten an einer Aktionswoche mit Besuchen in einem Flüchtlingslager, beim Bäumepflanzen in Ramallah und Demonstrationen an verschiedenen Orten im Westjordanland teilnehmen. »Sie haben schon am Flughafen Charle de Gaulle ungefähr ein Dutzend Leute rausgefischt«, sagte ein französischer Tourist kurz nach seiner Ankunft in Tel Aviv. Es sei »ganz ruhig« vor sich gegangen. Auch nach der Landung habe es keine Probleme für die anderen Passagiere gegeben.
Geheimdienst Die israelische Polizei rechnet im Verlauf des Wochenendes mit der Ankunft von rund einhundert unerwünschten Personen. Der befürchtete große Sturm anti-israelischer Aktivisten dürfte durch die gelungene Kooperation mit den europäischen Regierungen und Fluggesellschaften deutlich gedämpft worden sein.
»Der Shin Beth (inländischer Geheimdienst) muss unsere Telefone abgehört und unsere E-Mail-Konten geknackt haben«, vermutet die Israelin Lihi Rothfeld von den »Anarchisten gegen die Mauer«. Seit Monaten unternehme die Polizei sporadische Razzien. Auch bei ihr wurde eine Hausdurchsuchung unternommen. »Sie suchten angeblich Drogen«, meint Rothfeld, »aber in Wahrheit waren sie auf politisches Material aus«.
Auch innerhalb Israels und im Westjordanland wurden radikale Friedensaktivisten auf dem Weg zum Flughafen abgefangen. Alternativ veranstalteten die israelischen Anarchisten und radikalen Friedensbefürworter noch Donnerstagabend in Tel Aviv eine Demonstration, bei der die für den Flughafen vorbereiteten Willkommensschilder doch noch zum Einsatz kamen.