Die arabische Welt bewegt sich. Immer mehr Menschen wollen in den Genuss von Freiheit kommen, die ihnen seit Jahrzehnten verwehrt wird. Doch die Freiheit, die das unterdrückte Volk meint, hat nicht zwingend etwas mit hiesigen Vorstellungen von Demokratie zu tun. Den Aufständischen geht es um Elementares: Brot und Arbeit. Sie wollen ihr Auskommen haben, sehnen sich nach einer soliden wirtschaftlichen Grundlage, nach einem besseren Leben. Wir hier im Wohlstandswesten müssen ihnen das ermöglichen. Nicht mit Juristen, die Verfassungen schön wortreich formulieren können, sondern durch Entwicklungshilfe im elementarsten Sinne des Wortes. Deutschland steht, nachdem es sich im Kampf gegen Gaddafi nicht die Hände schmutzig machen mochte, besonders in der Pflicht.
Lampedusa Weder in Tunesien noch in Ägypten, geschweige denn in Libyen oder im Jemen, gibt es derzeit eine Zukunftsperspektive. Deshalb machen sich die Verzweifelten auf den Weg nach Europa. Sie fliehen Richtung vermeintlichem Wohlstand. Doch was sie finden, ist Not und Elend. Lager wie auf Lampedusa, die kaum mehr zu bieten haben als katastrophale Zustände und niederschmetternde Perspektivlosigkeit. Die arabische Welt bewegt so auch uns, ganz unmittelbar. Schon ist von »Flüchtlingsströmen« die Rede.
Eine Art Naturgewalt also, die es zu bändigen gilt und der die Festung Europa trotzen muss. Doch das wird nicht gelingen. Was kann schon diejenigen aufhalten, die zu allem entschlossen sind, weil ihre Heimat nur Hoffnungslosigkeit bietet? Genau das muss sich ändern. Aufbau Ost war gestern, heute braucht es Aufbau Süd, den der Westen bewerkstelligen muss. Aus Mitmenschlichkeit. Und aus eigenem Interesse. Damit wir uns nicht vor armen Flüchtlingen fürchten müssen.