Am Dienstag hat die Polizei in Ratingen bei Düsseldorf Ralf S. verhaftet. Der rechtsextreme S. steht im Verdacht, am Bombenanschlag auf den Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn im Jahr 2000 beteiligt gewesen zu sein.
Zehn Menschen, darunter sechs Juden, wurden zum Teil schwer verletzt, ein Ungeborenes im Mutterleib so stark, dass es an den Folgen des Anschlags starb. Die sechs jüdischen Opfer kamen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion und hatten in einer Sprachschule einen Deutschkurs besucht.
täter Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, verwies auf die Bedeutung des Anschlags für die jüdische Gemeinschaft: »Die Festnahme des mutmaßlichen Täters zeigt, dass solche Fälle nicht nach einer gewissen Zeit ad acta gelegt werden dürfen. In Düsseldorf und darüber hinaus in der ganzen jüdischen Gemeinschaft hatte das Rohrbombenattentat für tiefe Verunsicherung gesorgt. Gerade für die damaligen Opfer ist es wichtig, dass der Täter gefasst ist.«
Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, sagte der Jüdischen Allgemeinen: »Ich bin erleichtert und empfinde eine späte Freude, dass endlich ein Verdächtiger ermittelt wurde.« Allerdings, betont er, gelte auch für Ralf S. die Unschuldsvermutung: »Ob er der Täter ist, ob es noch andere Täter gab, das wird nun das Gericht entscheiden.«
nsu Die Informationen, die nun zur Festnahme führten, seien aus dem NSU-Untersuchungsausschusse des nordrhein-westfälischen Landtags gekommen, sagte Szentei-Heise. »Auch wenn der Anschlag am Wehrhahn und der NSU schon zeitlich nicht in einem direkten Zusammenhang stehen können, ging der Impuls, der zum heutigen Ermittlungserfolg führte, von diesem Ausschuss aus«, so Szentei-Heise.
Zwei Jahre lang hätte die Polizei dann minutiös ermittelt und am Ende einen Verdächtigen festnehmen können. Gegen S. war schon nach dem Anschlag ermittelt worden, allerdings ohne ausreichend Beweise zu finden.
ermittlungserfolg Zentralratspräsident Josef Schuster betonte jedoch, dass auch dieser Ermittlungserfolg nichts an der Bedrohung durch Rechtsextremisten für Juden in Deutschland ändert. »Antisemitismus und Judenhass sind nach wie vor in der rechtsextremistischen Szene der Normalfall. Der Kampf gegen den Rechtsextremismus darf daher ebenso wenig nachlassen wie die Solidarität der Mehrheitsgesellschaft mit uns Juden und anderen Minderheiten. Die Anständigen in diesem Land müssen weiterhin und dringender denn je aufstehen gegen Rechts.«
Schuster verwies darauf, dass auch der NSU, gegen den in München im Prozess gegen Beate Zschäpe verhandelt wird, eine große Zahl jüdischer Einrichtungen im Visier hatte.