Einspruch

Fehler eingeräumt

Am vergangenen Wochenende hat Palästinenserpräsident Mahmud Abbas Erstaunliches eingeräumt. Er hat es als Fehler bezeichnet, dass die Araber den UN-Teilungsbeschluss von 1947 abgelehnt haben. »Es war unser Fehler«, sagte Abbas. »Es war ein Fehler der Araber als Ganzes.« Angesichts der Tatsache, dass sich viele bis heute nicht mit Israels Existenz abgefunden haben und die Hamas weiter daran festhält, »ganz Palästina« befreien zu wollen, ist das ein mutiger Satz.

Danach fragte er rhetorisch, ob man die Palästinenser deshalb aber für die letzten 64 Jahre habe bestrafen müssen. Und das ist dann schon wieder Geschichtsklitterung. Denn die Araber haben ja nicht nur diesen einen Fehler gemacht. Sie haben ein und denselben Fehler in schöner Regelmäßigkeit immer wieder begangen. Denn tatsächlich zieht sich ein roter Faden vom Sechstagekrieg und den drei »Nein« von Khartum (kein Frieden, keine Anerkennung und keine Verhandlungen mit Israel) bis zum Jom-Kippur-Krieg und Jassir Arafats »Nein« in Camp David 2000 und der dann von ihm entfachten Intifada, die das Friedenscamp in Israel zerstörte. Es ist die Weigerung, das Existenzrecht eines jüdischen Staates anzuerkennen und die nötigen Kompromisse für die Gründung eines Palästinenserstaates einzugehen. Zumindest letzteres Motiv blitzt ebenfalls in Abbas’ Antrag auf Mitgliedschaft in der UN auf. Denn auch da geht es darum, einen Staat durch die Hintertür zu bekommen, ohne die nötigen Zugeständnisse machen zu müssen.

Obwohl Abbas’ Bemerkungen also nur ein erster Schritt sind, sollte man sie nicht gering achten. Fehler haben alle Seiten gemacht, und jeder pflegt seine jeweils eigene Art der Realitätsverweigerung. Dazu gehört auf israelischer Seite der anhaltende Siedlungsbau, der in und um Jerusalem eine pragmatische Lösung inzwischen selbst bei bestem politischen Willen sehr erschwert. Einen Frieden wird es aber nur geben, wenn beide Seiten von lieb gewonnenen Lebenslügen lassen.

Der Autor ist Ressortleiter Außenpolitik der »Welt« und der »Welt am Sonntag«.

Meinung

Wir erleben eine Zäsur

Eine Resolution zum Schutz jüdischen Lebens ist in Deutschland nicht mehr selbstverständlich. Was bedeutet das für unsere Zukunft?

von Ayala Goldmann  05.11.2024

Deutschland

Klein: Antisemitismus-Resolution ein »sehr wichtiges Signal«

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung ruft zum gemeinsamen Kampf gegen Judenhass auf

 05.11.2024

Karlsruhe/Leipzig

AfD-Mann bei Razzia gegen mutmaßliche Rechtsterroristen festgenommen

Die Bundesanwaltschaft geht gegen eine militante Gruppe vor

 05.11.2024 Aktualisiert

USA

Wer ist gut für Israel und die Juden?

Am 5. November wählen die Vereinigten Staaten einen neuen Präsidenten. Eine Bestandsaufnahme von Josef Joffe

von Josef Joffe  05.11.2024

Essay

Trump und Israel

Warum auf die Israelbegeisterung der amerikanischen Rechten kein Verlass ist

von Hannes Stein  05.11.2024

Bundestag

Was ist neu an der Antisemitismus-Resolution?

Der neue Entwurf weicht in wichtigen Punkten von dem im Sommer geleakten Vorschlag ab

von Joshua Schultheis  05.11.2024

Judenhass

Antisemitischer Angriff auf 50-Jährigen in Berlin-Kreuzberg

Laut Polizei wird das verletzte Opfer in einem Krankenhaus behandelt

 05.11.2024

Meinung

439 Gründe dafür, nicht Trump zu wählen

Der republikanische Kandidat muss heute an der Wahlurne gestoppt werden

von Imanuel Marcus  05.11.2024

Dokumentation

Lesen Sie hier den Entwurf für die Antisemitismus-Resolution

Die demokratischen Parteien im Bundestag haben sich endlich auf eine Resolution gegen Antisemitismus geeinigt

 05.11.2024