Berlin

Faeser kündigt nationale Strategie gegen Antisemitismus an

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) Foto: imago images/Frank Ossenbrink

Die Bundesregierung will eine nationale Strategie zur Bekämpfung von Antisemitismus vorlegen. Das kündigte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Mittwoch im Bundestag an.

Diese erste nationale Strategie zur Bekämpfung von Judenhass und zum Schutz jüdischen Lebens in Deutschland werde ein Werkzeug sein, um Antisemitismus besser und zielgerichteter zu bekämpfen, sagte Faeser im Parlament. Sie bekräftigte, der Einsatz gegen Antisemitismus müsse »allen ein Anliegen sein«, egal aus welcher politischen Richtung er komme.

pogromnacht In einer Vereinbarten Debatte zum Kampf gegen Antisemitismus betonte Faeser, Judenhass sei ein Angriff auf Jüdinnen und Juden und zugleich auf alle Demokratinnen und Demokraten. Wie andere Redner im Parlament erinnerte sie an die Pogromnacht, die sich am Mittwoch zum 84. Mal jährte. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 gingen die Nationalsozialisten zur offenen Gewalt gegen Juden über. Vielerorts brannten die Synagogen und jüdischen Gebetshäuser. »Es war der Beginn des größten Völker- und Massenmords der Geschichte«, so Faeser.

Es müssen politische Bildung, Präventionsarbeit und entschlossenes Handeln der Sicherheitsbehörden ineinandergreifen, sagte Faeser.

Bei der Bekämpfung von Antisemitismus müssten politische Bildung, Präventionsarbeit und entschlossenes Handeln der Sicherheitsbehörden ineinandergreifen, sagte Faeser.

Gefahr Auch die Grünen-Innenpolitikerin Lamya Kaddor betonte die Notwendigkeit einer nationalen Strategie gegen Judenhass. Lehrinhalte und Exkursionen mit guter Vor- und Nachbereitung müssten verpflichtend, Erzieherinnen und Pädagogen besser geschult werden, sagte sie. Wer Diskriminierung verkenne und auf Demonstrationen antisemitische Bekundungen dulde, »ist eine Gefahr für unser Land«, sagte Kaddor.

Ihre Parteikollegin Marlene Schönberger wies außerdem auf die unter Juden, die aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland emigriert sind, weit verbreitete Altersarmut hin. Das sei »ein krasses Versagen der Politik«, so Schönberger, die in ihrer Fraktion für Antisemitismus und jüdisches Leben zuständig ist.

Man brauche eine »ganzheitliche Strategie« gegen Antisemitismus, betonte die FDP-Innenexpertin Linda Teuteberg. Sie äußerte sich besorgt über Apartheid-Vergleiche. »Die Schoa ist singulär, ihre Dimension schwerlich in Worte zu fassen«, sagte sie: »Doch müssen wir sie benennen, weil wir sie nicht verschweigen dürfen.« epd/ja

Internationale Reaktionen

WJC: CDU muss jüdische Gemeinschaft schützen

Die Studentenorganisation EUJS sieht im AfD-Wahlerfolg »ein weiteres Zeichen für den starken Rechtsruck, den Europa in den letzten Jahren erlebt«

 24.02.2025

Berlin

Jens Spahn: Gespräche über Koalition können sehr schnell beginnen

CDU-Chef und Wahlsieger Merz will bis Ostern eine neue Regierung bilden. Bereits diese Woche soll es erste Gespräche geben

 24.02.2025

Jerusalem

Netanjahu reagiert auf Wahlsieg von Merz

Auch Außenminister Gideon Saar äußert sich zum Ausgang der deutschen Bundestagswahlen

 23.02.2025

Berlin

Jüdische Vertreter erschrocken über AfD-Ergebnis

Jeder Fünfte hat bei der Bundestagswahl seine Stimme der AfD gegeben. Jüdische Vertreter äußern große Sorge

von Joachim Heinz  23.02.2025

Reaktion

Charlotte Knobloch: »Deutschland ist ab heute ein anderes Land« 

Die Holocaust-Überlebende Charlotte Knobloch sieht im Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl ein Fanal

 23.02.2025

Bundestagswahl

Mehrheit will Regierung ohne AfD, Linke bei Jungen vorn

Mehr Männer stimmen für die Union als Frauen, und bei den jüngsten Wählern liegen Linke und AfD vorn. Doch es gibt noch weitere Erkenntnisse aus den Wahlanalysen.

 23.02.2025

»Erschrocken über AfD-Wahlerfolg«

Der Präsident des Zentralrates der Juden appelliert an die politische Mitte »realistische Lösungen für die drängenden Probleme unseres Landes« zu lösen

 23.02.2025

Kommentar

Hoffnung auf einen wirklichen Wechsel

Nach dem Scheitern der Ampel-Regierung werden SPD, Grüne und FDP abgestraft. Was es nun braucht

von Philipp Peyman Engel  24.02.2025 Aktualisiert

Bundestagswahl

Weidel schließt Aufnahme des »freundlichen Gesichts des NS« nicht aus

Noch 2021 wurde Matthias Helferich wegen seiner Sympathien für den Nationalsozialismus nicht in die Fraktion der AfD aufgenommen. Das will die Parteichefin am Wahlabend nicht erneut garantieren

 23.02.2025