Eine vom Auswärtigen Amt eingesetzte Expertenkommission soll bis Sommer ein Konzept für einen Erinnerungsort an die Opfer der NS-Herrschaft in Polen vorlegen. Es gehe darum, eine Lücke in der Erinnerungskultur in Deutschland zu füllen, sagte Außenminister Heiko Maas (SPD) am Mittwoch zur Auftaktsitzung der Kommission in Berlin. Das Gremium leitet der ehemalige deutsche Botschafter in Warschau, Rolf Nikel.
Zwei Ziele stünden bei den Überlegungen im Mittelpunkt, so Maas. Zum einen wolle man an die polnischen Opfer deutscher Aggression, ihr Leid und ihren Mut im Widerstand erinnern, zum anderen Begegnungen ermöglichen zwischen Deutschen, Polen und den europäischen Nachbarn. »Das heißt für mich: Dieser Ort des Erinnerns und der Begegnung muss historisch und zukunftsgewandt zugleich sein, deutsch-polnisch und europäisch.«
vertreter Der Expertenkommission gehören zwölf Vertreter aus Deutschland und vier aus Polen an. Auf deutscher Seite sind dadurch unter anderem das Deutsche Polen-Institut, die Bundeszentrale für politische Bildung, die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und das Deutsche Historische Museum vertreten. Die polnischen Fachleute kommen vom Museum des Warschauer Aufstands, von der Stiftung Auschwitz-Birkenau und von der Jagiellonen-Universität Krakau.
Die Einrichtung der Kommission folgt auf einen Bundestagsbeschluss vom vergangenen Herbst.
Die Einrichtung der Kommission folgt auf einen Bundestagsbeschluss vom vergangenen Herbst. Darin forderten die Abgeordneten die Bundesregierung auf, einen Realisierungsvorschlag für einen Erinnerungsort vorzulegen, an dem der Opfer der NS-Herrschaft in Polen gedacht wird. Der Kommission zur Seite stehen ein politischer Beirat und eine Projektgruppe im Auswärtigen Amt. Geplant ist, dass die Expertenkommission einmal im Monat zusammenkommt.
Ebenfalls im Herbst hatten der Bundestag für die Errichtung einer umfassend ausgerichteten Gedenk- und Bildungsstätte zum deutschen Vernichtungskrieg und zu den Verbrechen der Besatzung im Zweiten Weltkrieg votiert. Mit der Federführung für die konzeptionelle Entwicklung in diesem Fall beauftragte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) das Deutsche Historische Museum in Berlin. Bis Ende 2021 soll ein Konzept für Dauer- und Wechselausstellungen zu dem Thema vorliegen.
gedenkstätten In den vergangenen Jahren hatte es mehrfach Vorstöße für die Errichtung von Gedenkstätten im Herzen von Berlin gegeben, die an die NS-Vernichtungskriege erinnern. Maas betonte: »In Polen nahm der Wahnsinn des rassenideologischen Vernichtungskrieges in Osteuropa seinen Anfang. Durch die Zerstörung ganzer Städte, Massenerschießungen und Umsiedlungen sollte Polen für immer von der Landkarte getilgt werden.«
Mit dem Überfall auf Polen entfesselte Deutschland am 1. September den Zweiten Weltkrieg. Dem vor allem in Polen, dem Baltikum, der Sowjetunion, Jugoslawien und Griechenland geführten Vernichtungskrieg fielen bis 1945 Millionen Menschen zum Opfer.