Bayern

»Bedeutendes jüdisches Zentrum«

CER-Präsident Pinchas Goldschmidt (r.) verleiht den Lord-Jakobovits-Preis an Markus Söder. Foto: Marc Müller / CER

München ist neuer Dreh- und Angelpunkt der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER). Mit einem vom Freistaat Bayern geförderten »Zentrum für jüdisches Leben«, in dem Rabbiner und Rebbetzins ausgebildet werden sollen, will die Organisation ihre Aktivitäten »deutlich erweitern«, wie es in einer Presseerklärung heißt. Gegründet wurde die CER 1956 in Großbritannien. Bisher war London ihr Standort.

Die Bekanntgabe des neuen Hauptsitzes fällt mit der Verleihung einer wichtigen Auszeichnung zusammen. Am Dienstagabend erhielt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder den Lord-Jakobovits-Preis für sein »herausragendes Engagement zum Schutz und zur Förderung jüdischen Lebens in Europa«.

Der Preis wird an Persönlichkeiten verliehen, die sich für das Judentum einsetzen, seine religiösen Rechte verteidigen und den Antisemitismus bekämpfen. Die Auszeichnung wird in Erinnerung an den früheren CER-Präsidenten und britischen Oberrabbiner Lord Immanuel Jakobovits (1921–1999) vergeben.

GRUSSWORT Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, lobte Söder in seinem Grußwort. Der bayrische Ministerpräsident setze sich »aus einer intrinsischen Motivation für die jüdische Gemeinschaft und den Kampf gegen Antisemitismus in Bayern ein, und das strahlt (…) über die Landesgrenzen hinaus«. Söder habe einen großen Beitrag dafür geleistet, dass sich Jüdinnen und Juden in Bayern »nicht nur geschützt, sondern auch willkommen« fühlen, sagte Schuster. »Lieber Herr Dr. Söder, uns Franken wird ja gerne nachgesagt, wir seien etwas wortkarg. Ich möchte eher sagen, wir machen lieber, anstatt nur zu reden. Und am Ende heißt es dann ›Bassd scho!‹. Diese Natur, die auch Sie verkörpern, ist für die jüdische Gemeinschaft, nicht nur in Franken, sondern in ganz Bayern, ein Segen.«

Das Bildungsangebot im künftigen »Zentrum für jüdisches Leben« soll Rabbinern und Rebbetzins aus ganz Europa zugutekommen. Außerdem sollen internationale Konferenzen in München stattfinden. Die CER will jüdisches Leben in Europa sichtbarer machen und Vorurteile gegenüber Juden abbauen. Antisemitismus und andere Arten von Menschenfeindlichkeit sowie Extremismus sollen künftig effektiver bekämpft werden.

DIALOG Die CER wolle »den gesellschaftlichen Dialog fördern, mehr Bewusstsein für den über 1700-jährigen Beitrag jüdischen Lebens zur deutschen und europäischen Geschichte sowie Kultur schaffen und so die Zukunft der jüdischen Gemeinden in Europa nachhaltig sichern«, hieß es in der Erklärung.

Die Rabbinerkonferenz bekenne sich zum Standort München, der »exemplarisch für viele emotionale Momente sowie Höhen und Abgründe in der deutsch-jüdischen Geschichte steht«, heiß es weiter. »Heute ist Bayern wieder Heimat für Tausende von Jüdinnen und Juden, die nach der Schoa ein lebendiges und weiter prosperierendes Gemeindeleben aufgebaut haben und es sicher praktizieren können.«

Unter der Führung von Ministerpräsident Söder sei Bayern »zu einem Leuchtturm der Hoffnung für jüdische Gemeinden in Europa geworden, zu einem Ort, an dem sie sich willkommen, unterstützt und geschätzt fühlen können«, sagte CER-Präsident Pinchas Goldschmidt, der bis zum Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine Oberrabbiner von Moskau war.

Für die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern erklärte deren Präsidentin Charlotte Knobloch: »Es macht mich stolz und glücklich zu sehen, dass meine Heimatstadt München heute zu einem der bedeutendsten jüdischen Zentren in Europa geworden ist.« ja

Europa

Kniefall in Warschau - Söder gedenkt Polens Kriegsopfern

In Warschau legt Markus Söder einen Opferkranz nieder und kündigt polnische Hinweisschilder für Bayerns Gedenkstätten an. Im Gespräch mit dem Regierungschef geht es um einen aktuellen Krieg

 11.12.2024

Meinung

Syrien: Warum machen wir immer wieder den gleichen Fehler?

Der Westen sollte keinem Mann vertrauen, der bislang als Terrorist gesucht wurde

von Jacques Abramowicz  11.12.2024

Meinung

Es sollte uns beschämen, dass Juden in Deutschland sich nicht mehr sicher fühlen können

Ein Gastbeitrag von Adrian Grasse

von Adrian Grasse  11.12.2024

RIAS

Experten kritisieren Normalisierung antisemitischer Narrative

Sie sind überall verfügbar, im Internet und analog: Legenden, die gegen Juden und die Demokratie gerichtet sind. Das zeigt eine neue Studie - und nimmt speziell auch den Rechtsextremismus in den Blick

 11.12.2024

Bern

Schweiz verbietet Hamas

Ein neues Gesetz verbietet die Hamas, Tarn- und Nachfolgegruppierungen sowie Organisationen und Gruppierungen, die im Auftrag der Terrorgruppe handeln. Jüdische Organisationen begrüßen den Schritt

 11.12.2024

Restitution

Familie verliert ihr in der Nazizeit gekauftes Grundstück

85 Jahre lebt eine Familie in einem Haus in Brandenburg. Zuvor hatte es zwei jüdischen Frauen gehört, die schließlich von den Nazis ermordet wurden

 11.12.2024

Debatte

Rabbiner für Liberalisierung von Abtreibungsregelungen

Das liberale Judentum blickt anders auf das ungeborene Leben als etwa die katholische Kirche: Im jüdischen Religionsgesetz gelte der Fötus bis zur Geburt nicht als eigenständige Person, erklären liberale Rabbiner

von Leticia Witte  11.12.2024

Gelsenkirchen

Bekommt Bayern-Torhüter Daniel Peretz Konkurrenz?

Münchens Sportvorstand Max Eberl macht eine klare Ansage

 11.12.2024

Meinung

Syrien und die verfrühte Freude des Westens über den Sieg der Islamisten

Ein Gastkommentar von Ingo Way

von Ingo Way  11.12.2024