Einspruch

Europäische Populisten

Ronald Lauder weist die Resolution des Europarats gegen Beschneidungen zurück

von Ronald Lauder  07.10.2013 19:44 Uhr

Ronald Lauder Foto: Gregor Zielke

Ronald Lauder weist die Resolution des Europarats gegen Beschneidungen zurück

von Ronald Lauder  07.10.2013 19:44 Uhr

Die Parlamentarische Versammlung des Europarats hat sich kritisch zur religiösen Beschneidung von Jungen geäußert. »Na und?«, ist man geneigt zu rufen. Die Resolution ist schließlich nicht bindend für die 47 Mitgliedstaaten, und sie fordert auch kein Verbot. Warum also die Aufregung?

Die hitzige Debatte um die Beschneidung zeigt, dass Europa auf einem Irrweg ist. In immer mehr Ländern werden religiöse Praktiken infrage gestellt, sei es die Beschneidung oder das Schächten von Tieren. Dies geschieht mit Argumenten, die wissenschaftlicher Erkenntnis und gesundem Menschenverstand widersprechen.

Die vor allem in Deutschland scharf geführte Debatte ist für viele von uns traumatisch, denn die Forderung nach einem Verbot der religiösen Beschneidung wird als ein Versuch empfunden, Juden und Muslimen vorzuschreiben, wie sie ihre Religion auszuüben haben. Manche erwecken gezielt den Eindruck, uns seien rituelle Praktiken wichtiger als das Wohl unserer Kinder.

Verhöhnung Auch der Europarat tut das. Die meisten Wissenschaftler sind sich einig, dass eine ordnungsgemäß durchgeführte Beschneidung von Jungen keine bleibenden Schäden verursacht, sondern im Gegenteil meist positive Auswirkungen auf deren Gesundheit hat. Wer aber suggeriert, sie stelle eine vorsätzlich begangene Schädigung des Kindes dar, verhält sich populistisch und verhöhnt die betroffenen Religionsgemeinschaften, die sich einmal mehr fragen, ob sie in Europa weiterhin willkommen sind.

Und wer die brutale Genitalverstümmelung bei Mädchen in einem Satz mit der religiösen Beschneidung von Jungen erwähnt, der hat sich nicht ernsthaft mit der Sache auseinandergesetzt, sondern hantiert mit Vorurteilen. Die sind anscheinend nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch in der Politik weit verbreitet. Die europäischen Instanzen wären gut beraten, ihre eigentliche Mission zu erfüllen und Freiheitsrechte – gerade die religiöser Minderheiten – zu verteidigen, anstatt sie zu beschneiden.

Der Autor ist Präsident des Jüdischen Weltkongresses.

Berlin

Touristengruppe an Bushaltestelle antisemitisch beleidigt

Der Staatsschutz ermittelt

 21.11.2024

Debatte

Darf man Israel kritisieren?

Eine Klarstellung

von Rafael Seligmann  21.11.2024

Medienberichte

Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck im Alter von 96 Jahren gestorben

In der rechtsextremen Szene wird sie bewundert

 21.11.2024 Aktualisiert

Washington D.C.

US-Senat gegen Blockade einiger Waffenlieferungen an Israel

Eine Gruppe von Demokraten scheitert mit ihrem Vorstoß

 21.11.2024

Fachtagung

»Kulturelle Intifada«

Seit dem 7. Oktober ist es für jüdische Künstler sehr schwierig geworden. Damit beschäftigte sich jetzt eine Tagung

von Leticia Witte  20.11.2024

Russlands Krieg in der Ukraine

1000 Tage Krieg

Die Ukraine hat gerade ein bitteres Jubiläum begangen - 1000 Tage Krieg. Wie leben die Menschen dort, begleitet von so viel Tod und Zerstörung? Streiflichter von einem einzelnen Tag geben einen kleinen Einblick

von Illia Novikov  20.11.2024

Berlin

Prozess gegen Teilnehmer israelfeindlicher Uni-Besetzung eingestellt

Die Aktion an der Humboldt Universität bleibt auch wegen der dort verbreiteten Pro-Terror-Propaganda in Erinnerung

 20.11.2024

Meinung

Jung, jüdisch, widerständig

Seit dem 7. Oktober 2023 müssen sich junge Jüdinnen und Juden gegen eine Welle des Antisemitismus verteidigen

von Joshua Schultheis  20.11.2024

USA

Trump nominiert Juden für das Handelsministerium

Howard Lutnick ist Chef des New Yorker Finanzunternehmens Cantor Fitzgerald

von Andrej Sokolow  20.11.2024