Der Zentralrat der Juden in Deutschland lädt die Spitzenkandidaten der »fünf im Bundestag vertretenen demokratischen Parteien« zum Talk über Antisemitismus und die Situation der Juden im Land ein.
Das kündigte Zentralratspräsident Josef Schuster in einem Gastbeitrag in der »Bild«-Zeitung (Samstag) an mit dem Hinweis: »Es gibt zu viel Platz für Antisemitismus!« Das erste Gespräch in der »Tachles Arena« mit SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz soll am Sonntag um 11 Uhr auf dem Youtube-Kanal des Zentralrats ausgestrahlt werden.
»Die Welle des Antisemitismus, die vor wenigen Wochen über das Land gerollt ist, steckt uns noch in den Knochen«, betonte Schuster. Auch wenn es wieder etwas ruhiger geworden sei, sei der alltägliche Antisemitismus - ob offen oder unterschwellig - nicht weg: »Es ist traurige Gewissheit, dass beim nächsten Konflikt in Nahost auf deutschen Straßen wieder hemmungslos antisemitische Parolen gebrüllt werden.«
2014 zum Beispiel »sah es ähnlich hässlich aus auf unseren Straßen«, ergänzte der Zentralratspräsident. Auch während des damaligen Gaza-Konflikts habe man viel Zuspruch aus der Politik bekommen: »Die Betroffenheit ist in diesen Momenten meist groß - und, wie ich glaube, aufrichtig.«
Er glaube den meisten Politikern, so Schuster, »dass sie es so meinen, wenn sie sagen: Für Antisemitismus ist kein Platz in Deutschland.« Aber immer wieder bewiesen Judenfeinde, dass es in Deutschland »offensichtlich viel Platz für Antisemitismus gibt«, fügte er hinzu.
»Sie ziehen skandierend vor Synagogen, bedrohen Juden auf offener Straße und jüdische Kinder in Schulen, sie hetzen im Internet und müssen meist keine Strafen fürchten«, betont Schuster. »Es ist genug! Wir wollen keine Sonntagsreden. Wir wollen Tachles reden.« kna