Einspruch

Es ist doch nicht nur Strache

Alexia Weiss Foto: Stanislav Jenis

Die türkis-blaue Koalition unter Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) ist geplatzt. Das Ende kam durch ein kompromittierendes Video, das Strache und den FPÖ-Klubobmann im Parlament, Johann Gudenus, zeigt, wie sie einer vermeintlichen Verwandten eines russischen Oligarchen korrupte Angebote unterbreiten.

Als diese Regierung im Dezember 2017 antrat, formierte sich rasch Protest. Zu den Kritikern zählte auch die Israelitische Kultusgemeinde. Sie lobte zwar stets das Bemühen Kurz’ um die jüdische Gemeinde, verweigerte aber jeglichen Kontakt mit FPÖ-Vertretern und damit auch Regierungsmitgliedern.

einzelfälle Es dauerte nicht lange, bis sich antisemitische oder fremdenfeindliche Einzelfälle in der FPÖ aneinanderreihten. Von der Liederbuchaffäre in einer Burschenschaft, in die ein FPÖ-Politiker verwickelt war (»Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million«), über den Vorstoß in Niederösterreich, Bezieher koscheren Fleischs müssten sich registrieren lassen, bis zum Aufspringen von Gudenus auf die Anti-Soros-Kampagne reicht der Bogen.

So richtig das Aufkündigen dieser Koalition nun ist, so sehr stellt sich doch die Frage: Warum brauchte es erst ein Skandal­video, um die Zusammenarbeit mit der FPÖ zu beenden?

Zuletzt sorgten angesichts der Spende des Attentäters von Christchurch an die österreichischen Identitären die Verknüpfungen zwischen Freiheitlichen und dieser rechtsextremen Bewegung für Irritation. Dabei ging es um ideologische Gemeinsamkeiten und personelle Verbindungen.

koalition So richtig das Aufkündigen dieser Koalition nun ist, so sehr stellt sich doch die Frage: Warum brauchte es erst ein Skandal­video, um die Zusammenarbeit mit der FPÖ zu beenden? Dass die nicht regierungsfähig ist, hat sie mehrmals unter Beweis gestellt. Dass sie aus ihrem rechten Eck nicht herauskommen will, ebenso.

Strache und Gudenus sind inzwischen raus. Wenn man sich nur an dem Video als Verfehlung festhält, könnte eine personell anders besetzte FPÖ erneut für Bündnisse in Parlament und Regierung infrage kommen. An ihrer ideologischen Ausrichtung ändert das aber nichts.

Die Autorin ist freie Journalistin in Wien.

Thüringen

Rechtsextreme AfD zerrt Stephan Kramer vor Untersuchungsausschuss

Der Partei ist der Verfassungsschutzchef ein Dorn im Auge, weil sie in Thüringen als gesichert rechtsextremistisch gilt

 11.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert

Meinung

Die Gewalt in Syrien war absehbar

Während deutsche Nahost-Experten die islamistischen Machthaber in Damaskus noch als »gemäßigt« darstellten, häuften sich längst die Warnungen vor neuem Blutvergießen

von Ninve Ermagan  11.03.2025

Solidarität

»Wir haben Potter als einen mutigen Journalisten kennengelernt«

Der Journalist Nicholas Potter ist seit Wochen das Ziel einer Rufmordkampagne, initiiert von einem dubiosen Propaganda-Portal und befeuert von antiisraelischen Aktivisten. Jetzt äußert sich der Zentralrat der Juden

von Nils Kottmann  11.03.2025

Berlin

»Wir erwarten eine umfassende und zügige Aufklärung«

Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 häufen sich Angriffe auf die Presse nicht nur bei Nahost-Demos. Die jüngsten Attacken gab es am Samstag in Kreuzberg. Betroffen waren zwei jüdische Journalisten und ein Gewerkschafter

 11.03.2025

Meinung

Warum wir über Antisemitismus unter Syrern sprechen müssen

Immer wieder fallen syrische Geflüchtete mit antisemitischer Gewalt auf, zuletzt am Wochenende in München. Um solche Taten künftig zu verhindern, braucht es eine rationale Analyse statt trotziger Reflexe

 11.03.2025

Generalstaatsanwaltschaft München

Ermittlungen gegen Syrer nach Ausschreitungen vor Synagoge

Die drei Männer bespuckten Fotos von Hamas-Geiseln. Einer von ihnen attackierte einen Wachmann und zückte ein Messer

 11.03.2025

Syrien

Menschenrechtler warnen vor Völkermord in Syrien

Hunderte, vielleicht Tausende Alawiten sollen in Syrien von Islamisten ermordet worden sein. Die Gesellschaft für bedrohte Völker befürchtet einen Genozid. Damaskus verspricht die »Rückkehr zur Normalität«

von Christoph Schmidt  10.03.2025

Antisemitismus

Rabbiner Pinchas Goldschmidt zu Vorfall in München: »Abschieben! Noch heute!«

Drei junge Syrer randalierten am Samstag vor dem jüdischen Gemeindezentrum - in ersten Reaktionen forderten Rabbiner harte Konsequenzen

 10.03.2025