Interview

»Es gibt keinen anderen Weg«

David Koschitzky über Engagement für Israel, nationale Aufgaben und Menschen in Not

von Detlef David Kauschke  07.07.2015 12:16 Uhr

David Koschitzky Foto: Uwe Steinert

David Koschitzky über Engagement für Israel, nationale Aufgaben und Menschen in Not

von Detlef David Kauschke  07.07.2015 12:16 Uhr

Herr Koschitzky, Sie haben angekündigt, Keren Hayesod (KH) als Marke stärken zu wollen. Sie sprachen von »brand awareness«. Was ist darunter zu verstehen?
Es geht darum, deutlicher zu machen, wofür der KH steht: Wir sind die nationale Spendensammelorganisation des Staates Israel und des jüdischen Volkes. Neben dem Geld, das wir aufbringen, müssen wir Menschen weltweit für diese Idee begeistern. Die Strategie hat sich nicht verändert, nur die Umstände.

Inwiefern?
In der Generation meiner Eltern und auch in der meinen war Israel ständig einer existenziellen Bedrohung ausgesetzt. Jeden Abend stellten wir uns die Frage, ob das Land angesichts der vielen Feinde an seinen Grenzen den nächsten Tag überstehen wird. Die Generation meiner Kinder hat diese Befürchtungen nicht mehr. Das ist ein Geschenk, aber es ändert auch die Perspektive. Manche fragen sich inzwischen, warum sie sich für Israel engagieren und den KH unterstützen sollen. Die neue Herausforderung ist, auch künftigen Generationen dessen Bedeutung zu vermitteln.

Wie soll das geschehen?
Wir müssen deutlich machen, dass es keinen anderen Weg gibt: Wenn man eine gemeinsame Nation sein will, muss man auch gemeinsam für nationale Ziele und Bedürfnisse eintreten. Jüngere Menschen suchen dabei nach neuen Strukturen, sie wollen stärker einbezogen werden – und das gemeinsam mit Freunden, mit denen sie sich austauschen. Und sie wollen konkret wissen, wohin das Geld fließt. Dem tragen wir Rechnung, indem wir eine neue Generation von jungen Führungspersönlichkeiten in unsere Arbeit mit einbinden.

Ist das das Konzept für die Zukunft?
Ja, aber wir müssen nicht alles neu erfinden. Der Toraabschnitt vergangener Woche zeigt, dass wir vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie die Israeliten damals. Als sie das Land in Besitz nehmen wollten, versuchten die Armeen mehrerer Völker, dies zu verhindern. Als diese aber sahen, dass sie militärisch nicht siegen konnten, kam der König von Moaw, Balak, und versuchte es mit einem Fluch – Krieg mit Worten. 3000 Jahre später erleben wir genau dasselbe. Nachdem verschiedene Staaten vergeblich versucht haben, den jüdischen Staat militärisch zu besiegen, versuchen sie es nun mit der Delegitimierung Israels und mit Aufrufen zum Boykott von Waren, Kultur und Sport.

Keren Hayesod wurde 1920 gegründet. Haben sich die Aufgaben seitdem geändert?
Eigentlich nicht. Damals galt es, Juden nach Israel zu bringen und ihnen bei der Ansiedlung zu helfen. Das war nationale Zielsetzung des jüdischen Volkes. Heute verfolgen wir vergleichbare Ziele. Nehmen Sie das aktuelle Beispiel Ukraine. Wir versuchen, Menschen in Not zu helfen und sie dabei zu unterstützen, nach Israel zu gelangen. Wenn sie dann im Land sind, geht es um die erfolgreiche Integration. Auch vor Ort wird hervorragende Arbeit geleistet, ohne die vielen anderen Aufgaben in Israel zu vernachlässigen.

Mit dem Weltvorsitzenden von Keren Hayesod sprach Detlef David Kauschke.

Analyse

Die Umdeutler

Die AfD will die deutsche Geschichte verfälschen. Künftig kann sie ihr Ziel noch konsequenter verfolgen

von Sebastian Beer  16.03.2025

USA

Wer Jude ist, bestimmt nun er

Donald Trump wird immer mehr wie der berühmt-berüchtigte Wiener Bürgermeister Karl Lueger

von Michael Thaidigsmann  16.03.2025 Aktualisiert

In eigener Sache

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

Ein Editorial von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  16.03.2025 Aktualisiert

Berlin

Joschka Fischer nennt mögliche Verhaftung Netanjahus »absurd«

Der frühere Außenminister stimmt CDU-Chef Friedrich Merz zu: Der israelische Ministerpräsident müsse Deutschland unbehelligt besuchen können

von Imanuel Marcus  16.03.2025

Berlin

Staatsanwaltschaft: Deutlich mehr antisemitische Straftaten

Im vergangenen Jahr wurden 756 Fälle registriert

 16.03.2025

Brüssel

Früherer EJC-Chef Kantor von EU-Sanktionsliste gestrichen

Die Streichung des russisch-britischen Geschäftsmanns erfolgte offenbar auf Druck der ungarischen Regierung

 14.03.2025

New York

Im Trump Tower: Demo gegen Abschiebung eines Israelfeindes

Die USA wollen einen israelfeindlichen Aktivisten abschieben. Noch gab es kein Gerichtsverfahren, das Weiße Haus sieht sich im Recht. Jetzt gab es Protest – an einem symbolträchtigen Ort

 14.03.2025

Solidarität

»Wir haben Potter als einen mutigen Journalisten kennengelernt«

Der Journalist Nicholas Potter ist seit Wochen das Ziel einer Rufmordkampagne, initiiert von einem dubiosen Propaganda-Portal und befeuert von antiisraelischen Aktivisten. Jetzt äußert sich der Zentralrat der Juden

von Nils Kottmann  14.03.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Polizei verhindert möglichen Anschlag auf Synagoge Halle

Der Tatverdächtige soll bereits eine Waffe besorgt und im Internet mit seinem Plan geprahlt haben

 13.03.2025 Aktualisiert