In der vergangenen Woche war Salam Fajad in Berlin. Der palästinensische Ministerpräsident führte eine Delegation des neuen deutsch-palästinensischen Lenkungsausschusses an. Ein Gremium, das die Vertretung der Palästinenser enorm aufwertet und gerade dem gemäßigten Lager um Fajad Auftrieb geben soll. Denn es kann Auftrieb gebrauchen, kurz bevor Israel und die Palästinenser wieder direkte Verhandlungen aufnehmen. Endlich wieder.
Schonhaltung Das Problem mit den Palästinensern ist jedoch nicht fehlender guter Wille von außen. Was fehlt, ist Einsicht von innen. Wenige Tage vor Fajads Besuch in Berlin begingen die Palästinenser den 62. Jahrestag der Nakba, der Katastrophe. Und wie in all den Jahren zuvor war es ein Ritual der Kraftmeierei, eine einzige Aneinanderreihung von hasserfüllten, unklugen und realitätsfremden Parolen. Man hat sich so sehr daran gewöhnt, dass die Veranstaltungen nicht einmal mehr laut kritisiert werden, schon gar nicht von den Europäern – obwohl sie die Hauptgeldgeber der palästinensischen Institutionen sind. Aus israelischer Sicht ist das nur ungerecht und ärgerlich. Für die Palästinenser jedoch ist die allgemeine Schonhaltung katastrophal. Denn sie führt dazu, dass sich ein ganzes Volk weiter einer historischen Lüge hingibt. Bis heute fehlt die Bereitschaft der Palästinenser, ehrlich zu sich selbst zu sein. Einzugestehen, dass die Katastrophe von 1948 weder vom Himmel fiel, noch Teil der »zionistischen Weltverschwörung« war, sondern das direkte Ergebnis einer falschen, kriegerischen Politik der arabischen Welt. Massaker an jüdischen Nachbarn, Kriegsverbrechen, unverzeihliche Hasspropaganda, unerfüllbare Forderungen – all dies hat es aus Sicht der palästinensischen Gesellschaft nie gegeben.
Doch nur wer ehrlich zu sich selbst ist, kann mit sich seinen Frieden machen – und mit anderen Frieden schließen. Lügen sind dafür kein gutes Fundament.
Der Autor ist stellvertretender Leiter von www.ksta.de, dem Internetauftritt des Kölner Stadtanzeigers.