Das Nationalarchiv der USA hat nach einer Anordnung von US-Präsident Donald Trump noch unter Verschluss gehaltene Akten über die Ermordung von Präsident John F. Kennedy im Jahr 1963 veröffentlicht. Das befeuert auch in sozialen Medien die Debatte über Mythen, die sich noch immer um die Ermordung Kennedys ranken.
In einem Facebook-Beitrag heißt es: »Gerade noch rechtzeitig zur Veröffentlichung der JFK Dateien haben sie noch schnell die Arbeitsdefinition von Antisemitismus so angepasst, dass es jetzt als antisemitisch gilt, Juden bzw. Israel mit dem Mord an Kennedy in Verbindung zu bringen. Nicht dass da noch jemand drauf gekommen wäre.«
Dazu ist ein Screenshot zu sehen, der eine angebliche Mitteilung über einer Änderung der Antisemitismus-Definition auf der Webseite des Jüdischen Weltkongresses (World Jewish Congress, WJC) zeigen soll.
Bewertung
Falsch. Die angebliche Änderung existiert nicht auf der Webseite des Jüdischen Weltkongresses. Die Antisemitismus-Arbeitsdefinition dort entspricht weiterhin einer seit 2016 gültigen, in der Kennedy nicht vorkommt.
Fakten
Die Änderung der Definition soll laut dem Screenshot im Facebook-Beitrag unter der Überschrift »Amendment to the IHRA working definition of antisemitism to include: Conflating the assassination of JFK with Jews and/or Israel« veröffentlicht worden sein (Auf Deutsch in etwa: »Änderung der IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus zur Ergänzung: Bezug zwischen der Ermordung von JFK und Juden und/oder Israel«). Als Datum zeigt der Screenshot dafür den 19. März 2025.
Doch eine solche Formulierung findet sich nicht auf der Webseite des Jüdischen Weltkongresses. Am 19. März 2025 wurde eine gänzlich andere Meldung veröffentlicht - dort ist auch zu erkennen, dass das Datum anders formatiert ist als in dem Screenshot.
Die IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus findet sich aber tatsächlich auf der Webseite des Weltkongresses. IHRA steht für die Internationale Allianz zum Holocaustgedenken (International Holocaust Remembrance Alliance). Die Allianz nahm diese Definition im Mai 2016 an. Viele Länder, darunter auch Deutschland, beziehen sich auf diese Arbeitsdefinition von Antisemitismus.
Der Jüdische Weltkongress informiert über die IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus auf seiner Webseite und hat sie dort auch im Wortlaut veröffentlicht. Die Erwähnung von Kennedys Ermordung ist dort nicht zu finden.
Der Nachrichtenagentur Reuters teilte ein Sprecher des Weltkongress mit, dass der Kongress die Antisemitismus-Definition der IHRA nicht ändern könne. Der kursierende Screenshot sei »rein fiktiv und eine klare Fehlinformation«. dpa
Links
Online-Suche nach dem angeblichen Text der Meldung zur Änderung (archiviert)
Veröffentlichter Beitrag am 19. März (archiviert)
Veröffentlichung der Antisemitismus-Definition auf der Webseite des Jüdischen Weltkongresses (archiviert)
Bezug Deutschlands zur IHRA-Arbeitsdefinition (archiviert)