Das Bild, das Mergim Mavraj, Abwehrspieler beim Zweitligisten Spielvereinigung Greuther Fürth, im Juli auf Instagram veröffentlichte, war voller bunter Blumen, doch eine Friedens- oder Freudenbotschaft hatte es nicht: Die Blumen bedeckten ganz Israel, in der Mitte waren die Al-Aksa-Moschee und der Name »Palästina« zu sehen. Israel existierte auf diesem Bild nicht.
Daniela Eisenstein, die Direktorin des Jüdischen Museums Franken, nannte Mavrajs Post »antisemitisch«, er »negiere das Existenzrecht Israels«. Auch sein Verein distanzierte sich auf Nachfrage der »Nürnberger Zeitung« von Mavrajs Veröffentlichung.
Anfang Juli trafen sich dann Fred Höfler, Präsident der Spielvereinigung Greuther Fürth, und Rachid Azzouzi, Sport-Geschäftsführer des Vereins, mit Jo-Achim Hamburger, dem Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, und André Freud, Geschäftsführer der Gemeinde.
ERKLÄRUNG In einer gemeinsamen Erklärung teilten Gemeinde und Verein mit, »Vereine und Spieler haben in ihrer Vorbildfunktion für viele Freunde des Fußballs auch die Aufgabe, diesem Anspruch zu entsprechen und für ein offenes Miteinander in unserer Gesellschaft einzutreten. Diesem Ziel fühlen sich die Gesprächspartner verpflichtet. Kritik an den Regierungen von Staaten ist jederzeit legitim, darf aber nicht (und keinem Staat gegenüber) dessen Vernichtung fordern«. Künftig wolle man sich mehrmals im Jahr auch ohne Anlass treffen und austauschen.
Die Spielvereinigung ist nicht irgendein Verein: Mit Henry Kissinger zählt ein prominenter Jude zu den Fans der Fürther. Der ehemalige US-Außenminister und Friedensnobelpreisträger ist Ehrenmitglied und verfolgt die Spiele des Vereins bis heute. Julius Hirsch, der in Auschwitz ermordete Nationalspieler, kickte sechs Jahre für die Fürther. Mit dem nach Hirsch benannten Preis ehrt der Deutsche Fußball-Bund seit 2005 Personen und Organisationen, die sich für Freiheit, Toleranz und Menschlichkeit einsetzen.
Die Spielvereinigung ist nicht irgendein Verein: Mit Henry Kissinger zählt ein prominenter Jude zu den Fans der Fürther.
Allerdings ist auch Mergim Mavraj nicht irgendein Spieler. Der in Hanau geborene Deutsch-Albaner, der auch für die Nationalmannschaft Albaniens spielt, teilte in seiner Zeit beim 1. FC Köln ein auf der Facebook-Seite »Generation Islam« veröffentlichtes Video, in dem die Lage der Muslime heute mit jener der Juden während der Nazizeit verglichen wurde.
Als Antisemit sieht sich der Spieler trotzdem nicht. Den »Nürnberger Nachrichten« sagte er: »Der Rückschluss, ich sei Antisemit, ist in unseren Zeiten primitiv.« Er hätte nur zeigen wollen, »dass Israel und Palästina den gleichen Anspruch haben, auf der Weltkarte zu sein. Ich habe Israel nicht die Existenzberechtigung abgesprochen«.
KONSEQUENZEN Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, sieht das anders. »Makkabi Deutschland steht gemeinsam mit dem TSV Maccabi Nürnberg und der IKG Nürnberg in einem offenen Austausch mit der SpVgg Greuther Fürth. Mit dem Fall Mavraj, der zum wiederholten Mal antisemitische Äußerungen auf sozialmedialen Plattformen verbreitet hat, wurde die SpVgg Greuther Fürth ungewollt in eine unangenehme Lage gebracht. Der Verein hat nun aber die Chance, eine Vorreiterposition im Umgang mit derartigen antisemitischen und anderen menschenverachtenden Vorfällen einzunehmen. Deshalb führen wir jetzt intensive Gespräche mit den Verantwortlichen aus Fürth und hoffen auf eine Reaktion, die eine positive Strahlkraft auf den deutschen Fußball haben wird«, sagte Meyer der Jüdischen Allgemeinen.
Nach Konsequenzen für Mavraj befragt, teilte der Verein der Jüdischen Allgemeinen nichts Konkretes mit, sondern verweist darauf, dass er »für Toleranz, Diversität und Gleichberechtigung« stehe. »Wir sind gegen Diskriminierung, Rassismus und Ausgrenzung, was wir auch mit der Aktion #Vielfaltgewinnt regelmäßig zum Ausdruck bringen. Das sieht man auch an unseren Mannschaften, in denen wir vielen Nationalitäten und Religionen eine fußballerische Heimat geben. Dies haben wir auch in einem sehr angenehmen und persönlichen Gespräch mit der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg bekräftigt.« Ob der Verein Konsequenzen für seinen Spieler erwägt, bleibt nun abzuwarten.