Bundesaußenminister Heiko Maas hat am Sonntag zum Auftakt seiner Reise nach Israel und in die Palästinensischen Gebiete die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht. Nach einer Führung durch die Ausstellung entfachte er in der Halle der Erinnerung die Ewige Flamme, legte einen Kranz nieder und verharrte in einer Schweigeminute.
Ins Gästebuch schrieb er anschließend die Worte: »Die Erinnerung darf niemals enden«. Deutschland trage die Verantwortung für das grausamste Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Die Schoa bleibe Mahnung und Auftrag, weltweit für Menschenrechte und Toleranz einzutreten, heißt es weiter. »Jeder Form von Antisemitismus und von Rassismus müssen wir uns entschieden entgegenstellen. Überall und jeden Tag.«
Gedenken Maas hielt sich mit der Delegation, der als Gast die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern angehörte, mehr als eine Stunde in der Gedenkstätte auf. Er habe sich gefreut, dass Charlotte Knobloch, die die Schrecken des Nationalsozialismus als Kind erlebt hat, ihn begleite, sagte der Außenminister.
Am Nachmittag stand ein Treffen mit Israels Staatspräsident Reuven Rivlin auf dem Programm. Es ging unter anderem um die besondere geopolitische Lage und Israels Bedürfnis nach Sicherheit. Thema war dabei das iranische Raketenprogramm und Fragen des Atomabkommens. Dass es dabei Meinungsunterschiede gab und gibt, deutete Maas später an, als er sagte: »Man muss sich nicht in allen Punkten in der Sache einig sein, um gute Freunde bleiben zu können.« Er habe bei dieser Gelegenheit deutlich gemacht, dass Israel sich darauf verlassen könne, dass Deutschland fest an seiner Seite steht.
Verbundenheit Als dritter Programmpunkt am Sonntag war eine Baumpflanzung im Aminadav-Wald bei Jerusalem vorgesehen. Unterhalb des Kennedy-Memorials setzte der Außenminister einen kleinen Johannisbrotbaum – für Judith Perl-Strasser vom Jüdischen Nationalfonds (KKL) ein Symbol der Hoffnung auf Frieden und für die Verwurzelung mit dem Staat Israel. Maas sprach von einem »schönen Symbol« und dem Zeichen »einer Verbundenheit, die lange währt«.
Am Montag trifft der Außenminister mit Spitzen der Knesset-Opposition, Isaac Herzog (Zionistische Union) und Avi Gabbay (Arbeitspartei), zusammen. Anschließend wird es eine Begegnung mit Überlebenden der Schoa im Zentrum der Organisation »Amcha« geben. Am Mittag ist in Ramallah ein Gespräch mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und danach in Jerusalem die Begegnung mit Israels Premier Benjamin Netanjahu vorgesehen.
Der Antrittsbesuch ist – nach Paris, Warschau, Brüssel und Rom – die fünfte Auslandsreise und die erste Reise ins außereuropäische Ausland des neuen deutschen Chefdiplomaten. »Deshalb ist es auch für mich ganz persönlich ein wichtiger Tag, heute hier in Israel zu sein und damit auch ein Zeichen zu setzen für die unverbrüchliche Freundschaft zwischen dem Staat Israel und Deutschland«, sagte Maas.