Herr Rosenthal, Tennis Borussia Berlin wird am Sonntag mit dem Paul-Spiegel-Preis geehrt. Das Eintreten gegen Judenhass und Rechtsextremismus gehöre zum Markenkern des Vereins, heißt es in der Begründung. Warum liegt dieses Engagement Tennis Borussia so am Herzen?
Bei Tennis Borussia war früher rund ein Viertel der Mitglieder jüdisch, und es ist für mich der Verein, der am fantastischsten auf homophobe, rassistische, insbesondere antisemitische Angriffe reagiert. Der Klub hat Mitglieder, die so vielfältig sind, wie man sie bei keinem anderen Verein in Berlin findet – und entsprechend handelt er auch.
Anlass ist der Einsatz für den Opferfonds Cura. Was hat es damit auf sich?
2021 hatte Tennis Borussia durch seinen Einsatz für den Fonds Cura für Opfer rechter Gewalt eine Änderung der Spielordnung des Nordostdeutschen Fußballverbands erreicht. Seitdem ist Trikotwerbung gestattet, die diskriminierenden Bestrebungen entgegenwirkt. Eine gute Sache.
Wie politisch darf oder wie politisch sollte der Fußball Ihrer Ansicht nach sein?
Es gibt Grundregeln in dieser Gesellschaft. In der Politik ist es das Grundgesetz, es gibt Grenzen, die dürfen nicht überschritten werden. Was allgemein anerkannt und durch das Grundgesetz abgesichert ist, was jede Partei, die in Deutschland zugelassen ist, vertreten sollte, das muss auch auf Trikots nach außen getragen werden dürfen.
Ihr Vater, der legendäre Showmaster Hans Rosenthal, liebte Tennis Borussia und war auch jahrelang Präsident des Vereins. Würde er sich über diese Ehrung freuen?
Er würde sich riesig freuen. Und der Verein hat es auch wirklich verdient, weil er über Jahre konstant gezeigt hat, dass man gegen Antisemitismus ist. Als mein Vater noch Vorsitzender des Vereins war, bekam er sehr viele antisemitische Schreiben, und es ist schön, dass dieser Verein bis heute an ihn erinnert und hinter einer pluralen Gesellschaft steht.
Namensgeber des Preises ist der ehemalige Zentralratspräsident Paul Spiegel sel. A., Ihr Vater war selbst lange für die jüdische Gemeinschaft aktiv. Wie war die Verbindung der beiden?
Die beiden waren befreundet. Paul Spiegel sel. A. war aber nicht so fußballbegeistert wie mein Vater, insofern gab es viele lustige Situationen mit den beiden.
Sie wurden schon im Kinderwagen ins Mommsenstadion geschoben. Jetzt kehrt – mit Ihnen im lila-weißen Trikot – die legendäre Hans-Rosenthal-Elf zurück. Welche Position spielen Sie?
Ich bin kein guter Fußballer, muss ich dazu sagen, ich bin Hockey-Spieler. Ich habe immer in der Verteidigung gespielt, rechts oder links hinten. Mein Vater war richtiger Fußballer. Er war immer besser als ich – auch als ich 20 war und er schon 50, hat er noch besser gespielt als ich.
Mit dem Ehrenmitglied von Tennis Borussia Berlin sprach Helmut Kuhn.