Antisemitismus-Konsultationen

Enge Abstimmung bei Bekämpfung von Judenhass

Deutschland und Frankreich wollen sich dafür einsetzen, dass Juden »sicher und ohne Angst« leben können. Foto: Getty Images

Deutschland und Frankreich wollen sich bei der Bekämpfung von Antisemitismus eng abstimmen und auch künftig Erfahrungen austauschen.

Dies sei mit Blick auf die deutsche EU-Ratspräsidentschaft ab Juli 2020 und den deutschen Vorsitz in der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) im selben Jahr bei den zweiten deutsch-französischen Antisemitismus-Konsultationen in Berlin vereinbart worden, teilten das Auswärtige Amt und das Bundesinnenministerium am Mittwoch in Berlin mit.

gesellschaften Beide Staaten wollen sich demnach dafür einsetzen, dass Juden in Deutschland, Frankreich und in der EU »sicher und ohne Angst« leben können. »Jüdisches Leben ist ein untrennbarer und bereichernder Bestandteil der europäischen Gesellschaften. Deutschland und Frankreich haben sich verpflichtet, es zu schützen und zu fördern.«

Es sei »von größter Bedeutung«, dass sich beide Länder bei der Bekämpfung von Antisemitismus eng abstimmten und diese Kooperation auch in die EU und internationale Gremien hineintrügen, erklärte die Sonderbeauftragte für Beziehungen zu jüdischen Organisationen und Antisemitismusfragen im Auswärtigen Amt, Michaela Küchler. Wie das gelingen könne, sei am Mittwoch besprochen worden.

Anlässlich der Beratungen gab es zusätzlich ein Expertengespräch zum Thema Antisemitismusbekämpfung in der Einwanderungsgesellschaft

zentralrat Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßt die Kooperation ausdrücklich. Zentralratspräsident Josef Schuster sagte: »Antisemitismus trifft Juden weltweit und macht an Grenzen nicht halt. Juden in Deutschland und Frankreich beobachten sehr genau, was jeweils im Nachbarland geschieht.« Es sei sehr erfreulich, dass sich ein Austausch beider Länder auf Regierungs- und Expertenebene zum Thema Antisemitismus etabliert habe.

Man könne gegenseitig von Erfahrungen profitieren und gemeinsam Strategien zur Bekämpfung des Judenhasses entwickeln. Schuster betonte: »Die deutsch-französischen Antisemitismus-Konsultationen sind für die jüdische Gemeinschaft in beiden Ländern ein überaus wichtiges Signal: Wir stehen nicht allein.«

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, betonte: »Die Bekämpfung von Antisemitismus, ganz gleich welcher Prägung, ist eine der wesentlichen Prioritäten der Bundesregierung und Konsens aller demokratischen Kräfte in Deutschland.«

verpflichtung Die Bundesregierung fühle sich der jüdischen Gemeinschaft in besonderer Weise verpflichtet. Sie wende sich gegen »alle Tendenzen des Vergessens oder Verschweigens des nationalsozialistischen Völkermordes an den Juden«, sagte Klein.

Anlässlich der Beratungen gab es den Angaben zufolge zusätzlich ein Expertengespräch zum Thema Antisemitismusbekämpfung in der Einwanderungsgesellschaft. Unter anderem sei über den Entwurf eines neuen französischen Gesetzes gegen die Verbreitung von Antisemitismus in den sozialen Medien informiert worden.  kna/ja

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert