Interview

»Empathie mit den Betroffenen erzeugen«

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: dpa

Herr Schuster, der Zentralrat der Juden hat ein Zeichen im Kampf gegen den Antisemitismus gesetzt und die Kampagne #StopRepeatingStories lanciert. Was erhoffen Sie sich durch die Kampagne?
Wir wollen Empathie mit den Betroffenen von Antisemitismus erzeugen. Daran hat es gerade nach dem 7. Oktober hier in Deutschland in der Breite gefehlt. Antisemitismus gibt es aber nicht nur in Geschichtsbüchern, sondern er ist leider heute real.

Antisemitismus hat viele Gesichter und kommt im Alltag in unterschiedlichsten Formen vor. Ist es überhaupt möglich, ihn pauschal zu bekämpfen?
Ein erster Schritt ist es, klar zu benennen, dass wir ein Problem in unserer Gesellschaft haben. Jeder Einzelne kann schon im Alltag gegen Antisemitismus Stellung beziehen. Auch das ist ein Aufruf unserer Kampagne.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie mit dieser Kampagne genau jene Personen erreichen, die Antisemitismus verbreiten?
Uns geht es gerade darum, die Mitte der Gesellschaft zu erreichen. Der Kampf gegen Antisemitismus ist immer auch ein Kampf gegen die Feinde unserer offenen Gesellschaft. Wir haben viele Partner, die uns unterstützen, wie in dieser Kampagne vor allem RIAS oder die Amadeu Antonio Stiftung. Ich glaube, uns wird eine gute Verbreitung gelingen.

Hinter dem Hashtag steht, dass die Geschichten, und nicht die Geschichte, nicht mehr wiederholt werden dürfen. Was war hier die Absicht?
Wir planen, neben dem Auftaktvideo noch weitere Geschichten zu veröffentlichen, die alle aus der Zeit der 30er-Jahre hätten stammen können, aber in Wahrheit in der heutigen Zeit passiert sind. Ein historischer Vergleich wäre aber völlig unangebracht, da heute unser Staat jüdisches Leben schützt: deswegen »Stories« und nicht »History«.

Die Filme, die gezeigt werden, wurden unter anderem mit Künstlicher Intelligenz erzeugt. Was war der Hintergrund dazu?
Wir wollten eine Dramaturgie erzeugen, die auf die Erkenntnis hinausläuft, dass es sich um aktuelle Vorfälle handelt und nicht um Zeitzeugenberichte. Daher brauchten wir eine Methode der visuellen Verjüngung. Tatsächlich wurden Schauspieler Anfang 30 gefilmt und dann mittels KI älter und jünger gemacht. Für einen kurzen Zeitpunkt kann man im Video die echte Person sehen, die gefilmt wurde.

Wie hat sich seit dem 7. Oktober die Lage der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland mit Blick auf den Antisemitismus verändert ?
Der islamistische Antisemitismus hat ganz klar an Bedrohlichkeit gewonnen. Neben dem rechtsextremen Antisemitismus bedroht er jüdisches Leben in Deutschland stark. Die jüdische Gemeinschaft ist verunsichert. Die Folge ist, dass jüdisches Leben in Deutschland weniger sichtbar geworden ist; keine gute Entwicklung.

Mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden sprach Nicole Dreyfus.

Berlin

Baerbock über Bibas-Familie: »Ihr Schmerz ist kaum zu ertragen«

Die Außenministerin kritisierte auch die Hamas dafür, die lebenden Geiseln vorzuführen

 22.02.2025

Deutschland

Kontrollverlust

Viele Menschen fühlen sich nicht mehr sicher. Die Politik muss nach der Wahl endlich handeln, fordert unser Autor Marcel Reif

von Marcel Reif  22.02.2025

Berlin

Berlinale gedenkt Opfers des Angriffs am Holocaust-Mahnmal

Am Vorabend wurde ein spanischer Tourist von einem syrischen Flüchtling, der Juden töten wollte, mit einem Messer angegriffen

 22.02.2025

Berlin

Polizei vereitelt mutmaßlichen Anschlagsplan auf israelische Botschaft

In der Potsdamer Wohnung des Tatverdächtigen fand die Polizei Sprengstoff

 22.02.2025

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal – Täter wollte Juden töten

Ein syrischer Flüchtling stach einem spanischen Touristen in den Hals. Der Zustand des Opfers soll stabil sein

von Birgit Zimmermann, Matthias Arnold  22.02.2025

USA

Hitlergruß: Nach Musk nun Bannon?

Steve Bannon, einst Chefideologe von Donald Trump, hat bei einer Rede vor rechten Aktivisten eine umstrittene Geste gezeigt

von Michael Thaidigsmann  21.02.2025

Berlin

»Welt«-Gruppe gedenkt der Bibas-Familie

»All jene, die in Deutschland den Islamismus verharmlosen oder relativieren, sollten in die Gesichter der Bibas Kinder sehen«, betont »Welt«-Chefredakteur Jan Philipp Burgard

 21.02.2025

Interview

Haben Sie genug für Israel und für Juden in Deutschland getan, Herr Bundeskanzler?

Olaf Scholz (SPD) über die deutsche Staatsräson, seine Grünen-Koalitionspartner und die Bilanz der Ampel-Regierung bei jüdischen Themen

von Mascha Malburg, Philipp Peyman Engel  21.02.2025

Katrin Richter

Demokratie statt Lethargie

Wer nicht wählt, muss mit dem leben, was dann dabei herauskommt

von Katrin Richter  21.02.2025