Bildung

Emirate verankern Holocaust-Aufklärung in den Schulen

Machte sich für die Änderung des Lehrplans in den Vereinigten Arabischen Emiraten stark: Ali Rashid Foto: AMIR COHEN

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben die Aufklärung über die Schoa in ihre Schullehrpläne aufgenommen. Das verkündete die Botschaft des Landes in den USA vergangenen Donnerstag auf Twitter. Während jüdische Organisationen den Schritt begrüßen, kommt Kritik von der palästinensischen Terrororganisation Hamas.

Der Entscheidung der VAE war eine Annäherung an Israel vorangegangen. Im Jahr 2020 haben beide Staaten das Abraham-Abkommen unterzeichnet, das zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen dem jüdischen Staat und mehreren arabischen Ländern beitragen soll. Neben den VAE sind auch Bahrain, Marokko und der Sudan Teil des Abkommens.

Wahrheit »Das Gedenken an die Opfer des Holocaust ist wichtig«, hatte Ali Al Nuaimi, einer der Unterhändler der VAE für die Abraham-Abkommen, im November 2022 bei einer Veranstaltung in Washington gesagt. »In der arabischen Welt bewegte sich die ältere Generation in einem Umfeld, in dem das Sprechen über den Holocaust dem Verrat an den Arabern und Palästinensern gleichkam«, wird Al Nuaimi von der Times of Israel zitiert.

Yad Vashem, die Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem, hat das Bildungsministerium der VAE beraten.

Er fügte hinzu: »Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens haben es versäumt, die Wahrheit zu sagen, weil ihre Darstellung von einer politischen Agenda vereinnahmt wurde, obwohl eine Tragödie vom Ausmaß des Holocausts nicht nur die Juden, sondern die gesamte Menschheit betrifft.« Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Wissenschaftler sollten dazu ermutigt werden, »über den Holocaust zu diskutieren und gemeinsame menschliche Werte zu schützen, während sie politische Differenzen beiseitelassen«.

Mithilfe des »Institute for Monitoring Peace and Cultural Tolerance in School Education” (IMPACT-e), das in London und Tel Aviv ansässig ist, wurde laut der Times of Israel seitdem an der Erstellung von Lehrmaterial über die Schoa für Grund- und weiterführende Schulen gearbeitet. Auch Yad Vashem, die Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem, soll das Bildungsministerium der VAE beraten haben.

Reaktionen In Reaktion auf die nun erfolgte Ankündigung, dass das Thema in die Lehrpläne aufgenommen wurde, schrieb die Antisemitismusbeauftragte der USA, Deborah Lipstadt, auf Twitter: »Ich beglückwünsche die VAE zu diesem Schritt und erwarte, dass andere diesem Beispiel bald folgen werden.« Auch die NGO »Combat Antisemitism Movement« fand lobende Worte. »Dies ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die regionale Kultur der Holocaust-Leugnung und zur Normalisierung der Beziehungen zu Israel!«, ließ die Gruppe via Twitter verlautbaren.

Ganz und gar nicht erfreut zeigte sich hingegen die Hamas. Der Sprecher der palästinensischen Terrororganisation, Hazem Qassem, sagte gegenüber der Hamas-nahen Shehab Agency: »Wir verurteilen und prangern die Ankündigung der Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate in Washington an, dass ihr Land Materialien über den ›Holocaust‹ in seine Lehrpläne aufgenommen hat.« Man betrachte dies als »Unterstützung für das zionistische Narrativ und eine Form der kulturellen Normalisierung«. In der Vergangenheit haben Hamas-Vertreter wiederholt die Schoa geleugnet. Die Terrororganisation hat die Vernichtung des jüdischen Staates zum Ziel. js

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Berlin

Vereinigung fordert Ausschluss der AfD bei Holocaust-Gedenken

Die demokratische Einladungspraxis, alle im Parlament vertretenen Parteien einzubeziehen, sei für die NS-Opfer und ihre Nachkommen und für viele demokratische Bürger nicht mehr tragbar

 14.01.2025

New York

46 Prozent aller Erwachsenen auf der Welt haben antisemitische Ansichten

Die Anti-Defamation League hat 58.000 Menschen in 103 Ländern befragt

 14.01.2025

NRW

NRW-Leitlinien für zeitgemäßes Bild des Judentums in der Schule

Mit Büchern gegen Antisemitismus: NRW-Bildungsministerin Feller hat zwölf Leitlinien für die Darstellung des Judentums in der Schule vorgestellt. Denn Bildungsmedien seien ein Schlüssel zur Vermittlung von Werten

von Raphael Schlimbach  14.01.2025

Faktencheck

Hitler war kein Kommunist

AfD-Chefin Weidel bezeichnet den nationalsozialistischen Diktator als »Kommunisten«. Diese These wird von wissenschaftlicher Seite abgelehnt

 14.01.2025

Berlin

Wegen Gaza-Krieg: Syrer beschädigt erneut Gebäude im Regierungsviertel

Erst das Innenministerium, dann der Amtssitz des Bundeskanzlers: Zweimal binnen weniger Tage fasst die Polizei in Berlin einen Mann, der wegen des Gaza-Kriegs wütet

 14.01.2025

Studie

Frauen und jüdischer Widerstand bei Schulnamen unterrepräsentiert

Welche Persönlichkeiten prägen die Namen deutscher Schulen? Eine Studie zeigt: Pädagogen spielen eine große Rolle. Frauen und Juden eher weniger

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025

7. Oktober

Einigung auf Geisel-Deal zum Greifen nahe 

Ein Drei-Stufen-Plan sieht Medien zufolge die Freilassung von Geiseln sowie palästinensischen Häftlingen vor. Das Weiße Haus gibt sich optimistisch, dass bald ein Deal stehen könnte

von Julia Naue  13.01.2025 Aktualisiert