Antisemitismus gefährdet nach Aussage der Frankfurter Rabbinerin Elisa Klapheck nicht nur Juden, sondern insgesamt die Grundlagen des säkularen Rechtsstaats. Viele wüssten zu wenig, wie sehr jüdische Tradition zur Grundlage moderner Demokratie gehöre, sagte sie am Mittwochabend in Hannover beim Empfang der katholischen Kirche in Niedersachsen.
Solidarität mit Juden empfinde sie als zweischneidige Sache, wenn Juden nur als Opfer betrachtet würden, und jene, die sich solidarisieren, meinten, sie selbst seien nicht betroffen.
»Wir reden mitunter zu viel über Antisemitismus und zu wenig über das Judentum«, kritisierte Klapheck . Leider beschränke sich öffentliches und mediales Interesse in Deutschland oft auf die Opferrolle von Juden oder reduziere sich auf Folklore, wenn es etwa um Familienfeste zu Chanukka oder Pessach gehe.
Von jüdischer Theologie inspiriert
In ihrem Vortrag »Warum Gott den säkularen Rechtsstaat braucht« skizzierte die Politikwissenschaftlerin und Theologin, wie Entwicklungen zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit von jüdischer Theologie inspiriert worden seien.
Dies beginne bei den biblischen Erzählungen über Gottes Bund mit dem Volk Israel am Berg Sinai über antike jüdische Theologen bis hin zu politischen Denkern der Aufklärung und ersten Demokraten in der deutschen Revolution von 1848. Sie plädiere daher für einen neuen Dialog zwischen Religion und Politik. kna