Herr Botschafter, die Welt schaut weiterhin auf Israel: Die dort gewonnenen Erkenntnisse helfen nicht nur Deutschland bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Macht Sie das stolz?
Auf jeden Fall! Erst kürzlich war unser Gesundheitsminister Nitzan Horowitz gemeinsam mit führenden Experten zu einem Austausch mit seinem Amtskollegen Jens Spahn in Deutschland. Alle Daten, die wir gewonnen haben, auch die Resultate der Booster-Kampagne, wurden dargelegt. Und ganz aktuell beraten israelische und deutsche Fachleute über Fragen der neuen Corona-Variante Omikron. Die Kooperation ist sehr eng. Israel kann Deutschland und anderen Staaten behilflich sein, mit dieser schwierigen und beispiellosen Krise umzugehen.
Warum kann Israel als Beispiel in der Pandemiebekämpfung dienen?
Wir leben aufgrund unserer besonderen Sicherheitssituation in dem Bewusstsein, dass es jederzeit unterschiedlichste Bedrohungen für unsere Bevölkerung geben kann. Es ist Teil unserer Mentalität geworden, dass wir sehr schnell aus dem Normal- in einen Notfallmodus schalten können. Zudem haben wir ein sehr gut ausgebautes digitales Gesundheitssystem. Und wir haben uns sehr schnell um den benötigten Impfstoff gekümmert, daher auch eine höchst effiziente Impfkampagne durchführen können.
Angesichts der neuen Corona-Variante hat Israel seine Grenzen für alle Touristen wieder geschlossen. War das notwendig?
Wir dachten, dass wir aus der Welle der Delta-Variante herauskommen, die Grenzen öffnen und Touristen willkommen heißen können. Nach dem Auftreten der Omikron-Variante wurde jedoch sofort entschieden, die Grenzen für Nicht-Israelis wieder zu schließen und Israelis bei Rückkehr nur mit entsprechenden PCR-Tests und Quarantäne-Anordnungen wieder ins Land zu lassen.
Wenn von Touristen die Rede ist, sind auch alle Juden weltweit gemeint, von denen manche erneut den Chanukka-Urlaub in Israel verschieben mussten …
… zu denen leider auch ich gehöre.
Andere können aber erneut nicht einmal in dringenden Familienangelegenheiten ins Land kommen. Besorgt Sie das?
Wir haben in den vergangenen Monaten alle Anstrengungen unternommen, humanitäre Gründe in Bezug auf Ausnahmen der Reiseregelungen zu berücksichtigen. Schlussendlich entscheidet darüber aber nicht die Botschaft, sondern dies obliegt den Gesundheitsbehörden in Jerusalem. Die derzeitigen Beschränkungen sind notwendig, aber zeitlich begrenzt. Sie sollen am 7. Dezember überprüft werden. Ich hoffe, dass danach wieder alle Juden und Nichtjuden nach Israel reisen können. Und ich bin davon überzeugt, dass nichts die Beziehungen zwischen Israel und den jüdischen Gemeinden im Ausland schwächen kann.
Mit dem israelischen Botschafter in Deutschland sprach Detlef David Kauschke.