Dass die Piusbrüder dem verurteilten Kriegsverbrecher Erich Priebke eine Trauerfeier in einer ihrer Kapellen ermöglicht haben, hat der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, als »einfach ungeheuerlich« bezeichnet: »Priebke war schließlich ein bösartiger Massenmörder, der bis zum Schluss keinerlei Reue kannte, den Holocaust verharmloste und seinem Antisemitismus freien Lauf ließ.«
Dass die Kapelle der Piusbruderschaft damit zum Pilgerort von Neonazis geworden sei, scheine die Verantwortlichen nicht weiter zu stören, meint Graumann. »Unter diesen Umständen sollten die Gespräche des Vatikans mit den nach wie vor absolut versöhnungsfeindlichen, fanatischen und fundamentalistischen Piusbrüdern spätestens jetzt abgebrochen werden. In Wahrheit hätten sie besser niemals begonnen werden sollen.«
Trauerfeier Die Trauerfeier für den NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke, der am vergangenen Freitag in Rom im Alter von 100 Jahren verstorben war, hat die erzkonservative Piusbruderschaft italienischen Medienberichten zufolge in der Kapelle der Lefebvrianer in Albano bei Rom ermöglicht. Noch ist unklar, wo der Leichnam des wegen des Massakers an den Ardeatinischen Höhlen in Rom verurteilten Priebke beigesetzt wird.
Der römische Bürgermeister Ignazio Marino hat eine Ruhestätte in der italienischen Hauptstadt ausgeschlossen. Die argentinischen Behörden wollten dem Kriegsverbrecher ebenso wenig eine Grabstätte bieten wie sein Geburtsort Henningsdorf in Brandenburg.
NS-Kriegsverbrecher Der frühere SS-Offizier war nach Ende des Zweiten Weltkrieges nach Argentinien geflüchtet und lebte fast 50 Jahre unbehelligt im Süden des Landes. 1995 wurde er auf Antrag der italienischen Justiz nach Italien ausgeliefert und dort 1998 wegen seiner Beteiligung an der Erschießung von 335 italienischen Zivilisten in den Ardeatinischen Höhlen in Rom 1944 zu lebenslanger Haft verurteilt. Priebke verbüßte die Strafe jedoch aufgrund seines hohen Alters nicht im Gefängnis, sondern in Hausarrest. (mit epd)