US-Präsident Donald Trump hat die »New York Times« wegen der Veröffentlichung einer antisemitischen Karikatur massiv kritisiert. Die Abbildung, die am vergangenen Donnerstag in der internationalen Ausgabe der Zeitung erschienen ist, zeigt den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu als Hund, der einen blinden Trump führt. Netanjahu hat einen großen Davidstern um den Hals, Trump trägt eine Kippa.
Der US-Präsident bezeichnete die Zeichnung am Montag als »schrecklich« und holte zu einem neuen Angriff gegen die Zeitung aus. »Die New York Times hat sich für die schreckliche, antisemitische Karikatur entschuldigt, aber sie hat sich nicht bei mir dafür entschuldigt, und auch nicht für die ganzen falschen und korrupten Nachrichten, die sie täglich veröffentlicht.«
FAKE NEWS? Trump wirft Medien – insbesondere der New York Times – regelmäßig vor, gezielt Falschmeldungen zu verbreiten, und bezeichnet Journalisten als »Feinde des Volkes«.
Die New York Times hatte sich am Wochenende nach vielfacher Kritik für die Karikatur entschuldigt und sie als antisemitisch und beleidigend bezeichnet. Es sei eine Fehleinschätzung gewesen, sie zu veröffentlichen, hieß es in einer Stellungnahme am Samstag.
Heute teilte die Zeitung in einer weiteren Stellungnahme mit, wie es zu der Veröffentlichung kommen konnte. Ein einzelner Redakteur habe »ohne angemessene Beaufsichtigung die Karikatur heruntergeladen und entschieden, sie zu platzieren«, heißt es in dem Statement, das auf Twitter veröffentlicht wurde. »Solch ein Bild ist immer gefährlich, und in Zeiten, in denen Antisemitismus weltweit auf dem Vormarsch ist, ist es umso mehr inakzeptabel.«
»STÜRMER« In einem Kommentar von New-York-Times-Kolumnist Bret Stephens, den die Zeitung heute veröffentlichte, heißt es selbstkritisch: »In einem anderen Zeitalter hätte die Karikatur auch auf den Seiten des ›Stürmers‹ stehen können. Der Jude in Form eines Hundes.« Für ihn sei die Tatsache, dass selbst seine Zeitung eine solche Karikatur veröffentlicht hat, Ausdruck einer zunehmenden antisemitischen Stimmung in der Gesellschaft, die sich als Kritik an Israel tarne.
»So lange, wie antisemitische Argumente und Bilder, egal wie fadenscheinig, als Kommentar über Israel dargestellt werden, wird es eine Tendenz geben, sie als eine Form der politischen Meinung und nicht als ethnisches Vorurteil zu sehen«, warnt Stephens. ja/dpa