Es gibt eine gewisse Aufregung in Deutschland, weil der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, gesagt hat, er könne Juden nicht das Tragen einer Kippa in der Öffentlichkeit empfehlen. Was Klein ausgesprochen hat, ist aber nicht der Wunsch, es möge keine Kippot im Alltagsleben geben.
BASECAP Vielmehr setzt er an einem anderen Punkt an: Dass das Kippatragen oft nur mit einer darüber gezogenen Basecap gefahrlos möglich ist, ist traurige Realität. Wir müssen alle daran arbeiten, dass Juden ihr Jüdischsein immer zeigen dürfen, wenn sie dies wünschen. In meiner Gemeinde etwa tragen die meisten Männer ständig eine Kippa, in der Regel aber einen Hut oder eine Mütze darüber. Und diese Realität gilt es zu verändern.
In meiner Gemeinde tragen die meisten Männer eine Kippa, in der Regel aber einen Hut oder eine Mütze darüber.
Hier ist auch die Politik gefordert. Es geht zum einen um Ressourcen, etwa für Sicherheit oder für Projekte zur Aufklärung über Judentum und zur Bekämpfung von Antisemitismus. Zum anderen ist es aber auch eine Frage der Prioritätensetzung. Kahal Adass Jisroel empfängt etwa Schulklassen in unsere Synagoge, die dafür dann einen Schultag opfern.
NEUKÖLLN Selbstverständlich beenden solche Projekte nicht den Hass. Und genauso selbstverständlich ist es kein Beweis, wie ungefährlich es sei, wenn mal wieder jemand mit Kippa etwa über die Neuköllner Sonnenallee schlendert, ohne bedroht worden zu sein. Es bleibt immer eine Einschätzungsfrage, ob man sich an jedem Ort und zu jeder Zeit als Jude zu erkennen gibt.
Aber auf jeden Fall muss gelten: Wenn man sagt, dass jüdisches Leben zu Deutschland gehört, dann beinhaltet das auch religiöses Leben! Von jüdischen Symbolen geht keine Beschränkung des Lebens anderer aus: nicht von der Kippa, nicht vom Davidstern, nicht von der Mesusa.
Je selbstverständlicher wir uns in öffentlichen Räumen bewegen, desto klarer wird dies allen.
Der Autor ist Vorsitzender von Kahal Adass Jisroel in Berlin.