Antisemitismus

Eine Geste des Judenhasses

Nicolas Anelka (r.) zeigt die »Quenelle« beim Spiel seines Klubs West Bromwich Albion Foto: imago

Nicolas Anelka hat die »Quenelle« gezeigt. Nun droht dem 34-jährigen französischen Fußballer von West Bromwich Albion eine Strafe. Diese Geste geht auf den französischen Komiker Dieudonné M’bala M’bala zurück, der schon mehrfach für seinen offen zur Schau getragenen Judenhass gerichtlich verurteilt wurde.

Anelka, der schon 69-mal für die französische Nationalmannschaft spielte, will jedoch mit Antisemitismus nichts zu tun haben. Es sei ihm um seine »Gegnerschaft zum System« gegangen. Ohne dessen Judenhass zu teilen, habe er die Geste, für die er im Übrigen die »totale Verantwortung« übernehme, seinem Freund Dieudonné gewidmet. Sie habe nichts mit Religion zu tun. »Die Leute sollten den Medien nicht alles glauben, ich bin weder Rassist noch Antisemit.«

obama-foto Anelka verstieg sich sogar auf Twitter zu der Bemerkung, auch US-Präsident Barack Obama habe die in Frankreich eindeutig als antisemitisch geltende Geste, die entfernt an den Hitlergruß erinnert, schon gezeigt. Doch das von Anelka auf Twitter gleich mitgelieferte Obama-Foto zeigt die Geste in keiner Weise, auch nicht annähernd. Weil sie diesen Gruß gezeigt hatten, waren jüngst auch zwei französische Soldaten bestraft worden.

Den »Quenelle«-Gruß hatte Anelka im englischen Ligaspiel seines Clubs gegen West Ham United gezeigt. Nun droht ihm eine Sperre durch die englische Football Association (FA). »Es wird keine schnelle Entscheidung geben, weil wir den gesamten Zusammenhang verstehen müssen«, sagte ein FA-Sprecher laut »The Independent«. Der 2004 zum Islam konvertierte Anelka ist für seine Ausfälle bekannt. Bei der Fußball-WM 2010 in Südafrika hatte er sich in derber Form seinem Nationaltrainer gegenüber geäußert. Eine Entschuldigung lehnte er ab, den Ausschluss aus der Nationalelf akzeptierte er.

Basketballer Unterdessen machte das Simon Wiesenthal Center in Los Angeles darauf aufmerksam, dass auch der französische Basketballer Tony Parker, der in der amerikanischen NBA bei den San Antonio Spurs spielt, mit der »Quenelle« aufgefallen ist: Den Gruß zeigte Parker auf einem Foto, auf dem er mit Dieudonné zu sehen ist. Auch in einer französischen Fernsehshow habe Parker die Geste demonstriert: Auf die Frage, wie groß der französische Präsident Nicolas Sarkozy sei, stand Parker auf und hob den Arm.

Moshe Kantor, Präsident des European Jewish Congress, erklärte in einer Stellungnahme, er erwarte angesichts der antisemitischen Geste Anelkas, dass »sowohl die englische Premier League als auch die Polizei Anelka angemessen bestrafen«.

Frankreichs Sportministerin Valérie Fourneyron twitterte, das sei eine »schockierende Provokation« Anelkas, und Frankreichs Innenminister Manuel Valls kündigte an, zu prüfen, ob es eine rechtliche Möglichkeit gebe, die öffentlichen Auftritte von Dieudonné zu verbieten. Von ebendiesem erhält Anelka auch eine herzliche Twitter-Nachricht: »Großartig! Und danke für deine Rückendeckung!«, schrieb Dieudonné an den berühmten Fußballer.

Geiseln

»Sie sind in Lebensgefahr«

Hagai Levine über den Gesundheitszustand der Geiseln und die Folgen langer Gefangenschaft

von Sabine Brandes  13.02.2025

München

Zentralrat der Juden: »Wir beten für die zahlreichen Verletzten«

Jüdische Organisationen äußern sich bestürzt, nachdem ein Auto in München in eine Kundgebung fuhr und dabei zahlreiche Menschen verletzte

 13.02.2025

Braunau

Streit über belastete Straßennamen im Hitler-Geburtsort

Das österreichische Braunau am Inn tut sich weiter schwer mit seiner Vergangenheit. Mehrere Straßen tragen nach wie vor die Namen bekannter NS-Größen. Das soll sich nun ändern

 13.02.2025

Antisemitismus

Abgekürzte Namen für die Sicherheit

Seit dem 7. Oktober setzen jüdische Gemeinden in der Bundesrepublik verstärkte Sicherheitsmaßnahmen um. Diese reichen bis hin zur Anonymisierung von Geburtstagswünschen

 13.02.2025

Verschwörungstheorien

Gedenkstätte Auschwitz kämpft gegen Desinformation

Holocaust-Leugner verbreiten ihre Thesen vor allem über das Internet. Mit einer Online-Lektion will die Gedenkstätte im ehemaligen deutschen Konzentrationslager mit Verschwörungsmythen aufräumen

von Doris Heimann  13.02.2025

Interview

Droht ein neuer großer Krieg in Afrika?

Der Ostafrika-Experte Jonathan Beloff über den kaum beachteten Krieg in der DR Kongo und seine Ähnlichkeiten und Unterschiede zum Nahostkonflikt

von Benedikt Just  13.02.2025

Gaza

Ägypten: Wiederaufbau bestes Mittel gegen Vertreibung

Auch Jordanien und andere arabische Länder lehnen eine Umsiedlung der Palästinenser strikt ab. Nach entsprechenden Aussagen von US-Präsident Trump kündigt Kairo einen Gegenvorschlag an

 13.02.2025

Berlin

Geldnot bremst Projekte gegen Judenhass aus

Ende 2024 bekannte sich der Bundestag zum Schutz jüdischen Lebens in Deutschland. Die zuständigen Stellen in Bund und Ländern warnen jedoch: Die nötigen Mittel im Haushalt stünden zur Disposition

 13.02.2025

Washington D.C.

Rubio reist nach München und Israel

Präsident Trump hat mit seinen Plänen für den Gazastreifen für Aufregung gesorgt. Jetzt reist sein Chefdiplomat in die Region. Vorher nimmt er an der Münchner Sicherheitskonferenz teil

 13.02.2025