Es gab Ausschreitungen in Tel Aviv. Massive Gewalt sowohl der Polizei als auch von Demonstranten, jugendliche Israelis äthiopischer Herkunft, die auf Rassismus in der israelischen Gesellschaft hinweisen wollten. Das ist durch nichts zu rechtfertigen, und es schadet doppelt: Die Polizei schadete dem Ansehen Israels und die Demonstranten der Sache der äthiopischen Gemeinde. Dass deren Anliegen berechtigt ist, hat auch Präsident Reuven Rivlin erkannt, als er – nach den Krawallen! – sagte, Israel habe zu lange zugesehen.
Durch die Gewaltorgie vom Sonntag ist das Problem des Rassismus sichtbar geworden. Am Montag, zum Vergleich, fand in Jerusalem eine friedliche Demonstration der äthiopischen Community statt – über die aber hat niemand berichtet. Dabei ist Rassismus in Israel ein großes Problem.
wurzeln Premierminister Benjamin Netanjahu hat in diesen Tagen Damese Pekaday getroffen. Das ist der israelische Soldat mit äthiopischen Wurzeln, der in der vergangenen Woche von Polizisten misshandelt wurde. Das Treffen ist eine gute Geste, aber sie hilft nicht, Rassismus zu bekämpfen. Konkrete Schritte sind erforderlich.
Ganz offensichtlich haben wir – das zeigt der Fall Pekadey mehr als deutlich – auch ein Rassismusproblem in der Polizei. Das mag nicht mit den Vorkommnissen in Baltimore zu vergleichen sein, aber so ganz anders ist es nicht.
verfasstheit Israel, das wie die USA stolz ist auf seine demokratische Verfasstheit und auf die Fähigkeit, Einwanderergruppen aus aller Welt zu integrieren, muss sich dringendst darum kümmern, dass dies so bleibt: Israel ist ein Land, das sich genau dadurch definiert, dass es offen für alle Juden ist. Hass auf bestimmte Gruppen darf nicht nur nicht ausgelebt werden, es darf ihn nicht geben.
Gerade die Reaktion von Staatspräsident Rivlin zeigt, dass diese Haltung in Israel immer noch verbreitet ist. Das Gute an den Krawallen? Dass sie hoffentlich die letzten waren.
Der Autor ist Korrespondent der Onlinezeitung »Times of Israel«.