Einspruch

Ein wunderbares Land

Hätte ein Terrorist sich ein Land zusammengeträumt, das besonders leicht zu terrorisieren ist – es wären ziemlich genau die Vereinigten Staaten von Amerika dabei herausgekommen. Eine Nation, in der es so gut wie keine staatliche Überwachung gibt; in der man ohne größere Probleme an Schusswaffen herankommt; in der 1001 Ethnien und Religionsgemeinschaften zusammen einen bunten, chaotischen Flickenteppich ergeben; ein Land ohne Meldepflicht, in dem Religions- und Meinungsfreiheit viel großzügiger ausgelegt werden als in Europa.

Ein wunderbares Land also, um alle Nase lang Bomben hochgehen zu lassen. Ein Land, in dem Banden mit Schnellfeuergewehren Hotels und jüdische Gemeindezentren stürmen könnten, wie dies vor fünf Jahren in Mumbai geschehen ist. Und doch steigt man in New York in die Subway, ohne Gefahr zu wittern, und Synagogen werden dort in aller Regel gar nicht bewacht.

anschein Doch nach den Bombenanschlägen in Boston hat das Terroristenparadies namens Amerika alles richtig gemacht. Es war richtig, dass das FBI den Anschein erweckte, es stochere hilflos im Nebel herum, während die Jagd nach den beiden Tätern doch längst begonnen hatte. Richtig, dass in den ersten zwei Tagen nach den Bombenexplosionen das Leben in Boston weitgehend normal weiterging – wenn auch an jeder Ecke schwer bewaffnete Uniformierte herumstanden. Und richtig, dass während der Fahndung nach dem zweiten Täter die Anwohner gebeten wurden, in ihren Häusern zu bleiben.

Wer das mit billiger Klugheit im Nachhinein für übertrieben hält, sollte sich fragen, welche Entscheidung er selbst im Ernstfall gefällt hätte. Die Israelis hätten das alles nicht anders und besser gemacht. Richtig am Ende auch, dass Dzhokhar Tsarnaev, der jüngere der beiden Attentäter von Boston, der bei einem Schusswechsel mit der Polizei schwer verletzt wurde, in einem jüdischen Krankenhaus namens Beth Israel behandelt wird. Was mag er wohl gedacht haben, als er aus dem Koma erwachte?

Jüdische Journalisten

»Hochschulen dürfen kein rechtsfreier Raum werden«

Der Verband reagiert auf die Äußerungen von Bettina Völter, der Präsidentin der Alice-Salomon-Hochschule

 12.01.2025

Oded Horowitz

Düsseldorfs braunes Erbe

Beim Gedenken muss die Stadt konsequent sein

von Oded Horowitz  12.01.2025

Thüringen

KZ-Gedenkstätten prüfen Rückzug von der Plattform X 

Das von Elon Musk übernommene soziale Medium gefährde des Zusammenhalt demokratischer Gesellschaften

 11.01.2025

Riesa

Massive Proteste gegen AfD-Bundesparteitag 

Mehrere tausend Menschen sind seit dem frühen Samstagmorgen in der sächsischen Stadt gegen den AfD-Bundesparteitag auf die Straße gegangen

 11.01.2025

Nachruf

Keine halben Sachen

Die langjährige Israel-Korrespondentin der WELT, Christine Kensche, ist gestorben. Ein persönlicher Nachruf auf eine talentierte Reporterin und einen besonderen Menschen

von Silke Mülherr  10.01.2025

Meinung

Tiefpunkt für die Pressefreiheit

An der besetzten Alice Salomon Hochschule versuchte die Rektorin zusammen mit israelfeindlichen Aktivisten, die journalistische Berichterstattung zu verhindern

von Jörg Reichel  10.01.2025

Alice Salomon Hochschule

Nach Besetzung: Hochschulleitung soll Journalisten behindert haben

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union erhebt schwere Vorwürfe gegen die Leitung

 10.01.2025 Aktualisiert

Nachruf

Eine unabhängige Beobachterin mit Herzensbildung

WELT-Chefredakteur Jan Philipp Burgard nimmt Abschied von Israel-Korrespondentin Christine Kensche

von Jan Philipp Burgard  10.01.2025

Interview im "Playboy"

Marcel Reif: Antiisraelische Hetze bei Demos ist Judenhass

»Ich hätte mir gewünscht, dass der Rechtsstaat viel schneller und viel härter eingreift«, sagt der Sportkommentator

 10.01.2025