Meinung

Ein Urteil gegen die BDS-Bewegung

Illzach ist ein Vorort der elsässischen Industriestadt Mulhouse. Reihenhäuschen gibt es, nicht wirklich ein Ortszentrum, aber ein Centre commercial mit der üblichen und ewig gleichen Ansammlung von Läden: Billigschuhe, ein Hotel, Reifencenter, Schnellrestaurant, Handy-Laden und mittendrin ein hektargroßer Hypermarché, hier in Illzach ist es ein Carrefour. Nicht gerade eine Gegend, in der Geschichte geschrieben wird. Und doch fand vor diesem Supermarkt, am 26. September 2009 und dann noch einmal am 22. Mai 2010, eine Aktion statt, deren juristisches Nachspiel nun, wenn es mit rechten Dingen zuginge, das Ende der Israel-Boykottbewegung BDS in Frankreich bedeuten müsste.

empörung Zwölf Männer und Frauen veranstalteten Protestaktionen und trugen dabei T-Shirts, auf denen es hieß: »Palästina wird leben, boykottiert Israel!«, und sie skandierten Slogans wie »Israel Mörder, Carrefour Komplize«. Nun sticht die Carrefour-Kette keineswegs durch besondere Israelfreundlichkeit hervor, aber in ihren Läden gibt es meist ein paar Regalmeter mit koscheren Produkten, von denen einige aus Israel kommen, und auch in der Obstabteilung findet man die eine oder andere Sharonfrucht, die sich als israelisch entpuppt. Grund genug zur Empörung für die kleine Truppe in Illzach. »Wer israelische Produkte kauft«, hieß es auf Flugblättern, »unterstützt die Verbrechen im Gazastreifen«.

Es kam zur Anzeige gegen die Demonstranten, und im November urteilte ein Gericht, dass der Boykottaufruf eine nach französischem Presserecht verbotene »Aufstachelung zu Diskriminierung, Hass oder Gewalt« war. Nach dem 2003 beschlossenen Lellouche-Gesetz schließt dieses Delikt auch Aufrufe zur Diskriminierung einzelner Länder ein. Die BDS-Aktivisten behaupten, das Gesetz werde nur bei Aufrufen zum Boykott Israels angewendet. Interessant ist aber, dass auch noch niemand aus ihren Reihen zum Iran- oder Saudi-Arabien-Boykott aufgerufen hat. Die zu Geldstrafen von je 1000 Euro verurteilten Boykotteure verloren jetzt in letzter Instanz vor dem Pariser Kassationsgericht.

Es wäre allerdings übertrieben optimistisch, anzunehmen, dass damit nun BDS ein Ende hätte. Es war nicht der erste Prozess, die Boykotteure bezahlen die übliche 1000-Euro-Strafe heldenmütig aus Spendengeldern, und der Strafrahmen bis zu 50.000 Euro und Haft wurde bislang nicht annähernd ausgeschöpft. Ein schönes Urteil aus Paris also, das leider nicht viel bewirken wird.

Der Autor ist Journalist in Brüssel.

Reaktionen

Freund und Bruder Franziskus – Juden verabschieden sich vom Papst

Mit Wärme und Respekt würdigen Vertreter der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und weltweit den Papst. Nicht immer war das Verhältnis von katholischer Kirche und Judentum aber einfach, etwa nach dem 7. Oktober 2023

von Leticia Witte  21.04.2025

Reaktionen

»Mit Papst Franziskus ist ein Freund der jüdischen Gemeinschaft von uns gegangen«

Der Zentralrat der Juden würdigt Papst Franziskus, der am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben ist

 21.04.2025

Nachruf

Förderer des katholisch-jüdischen Dialogs, aber auch harter Kritiker Israels

Papst Franziskus ist am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein langjähriger Gesprächspartner, Rabbiner Jehoschua Ahrens, nimmt Abschied

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  21.04.2025

Vatikan

Papst Franziskus ist tot

Das Oberhaupt der katholischen Kirche starb einen Tag nach dem Ostersegen

 21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  20.04.2025

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025