Interview

»Ein universeller Wert«

Die Freiheit in Person: Natan Sharansky Foto: Flash 90

Herr Sharansky, vor 25 Jahren wurden Sie als sowjetischer Dissident abgeschoben und gelangten über die Glienicker Brücke in den Westen. Was bedeutet Ihnen Freiheit?
Es ist für mich die Gewissheit, dass ich ein Leben in Übereinstimmung mit der eigenen Identität und den eigenen Wertvorstellungen leben kann. Und das Wissen, dass mir das niemand nehmen kann. Freiheit ist eine innere Erfahrung.

Derzeit gehen viele Menschen in der arabischen Welt auf die Straße. Entsprechen deren Proteste Ihrem Begriff von Freiheit?
Schwierig zu sagen. Ich behaupte nicht, dass die Menschen in der arabischen Welt die gleiche Definition von Menschenrechten haben wie ich. Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen darüber, was unter Freiheit und Demokratie zu verstehen ist. Klar scheint mir aber: Viele Araber wollen ohne Furcht leben und nicht für das, was sie sagen, bestraft werden.

Erinnert Sie das an die Zeit vor 25 Jahren?
Bedingt. Als ich die Glienicker Brücke überquerte, habe ich die Welt der Angst verlassen und die Welt der Freiheit betreten. Da gibt es nun mal eine Grenze. Und wir in Israel leben an dieser Grenze: Auf der einen Seite ist Freiheit, auf der anderen, in unseren Nachbarländern, Angst. Insofern erinnert mich das schon an die Zustände damals.

Und die Unterschiede?
Als wir in der Sowjetunion für unsere Werte und Rechte kämpften, gab es viel Skepsis. Gerade in so einer Situation braucht man moralische Klarheit. Und Gott sei Dank hat US-Präsident Ronald Reagan diese Klarheit vorgegeben. Wir haben heute nicht mehr viele solcher politischer Führungspersönlichkeiten. Es ist Zeit für die freie Welt, entschieden darauf hinzuweisen, dass korrupte Diktatoren nicht unsere Verbündeten sein können, dass wir zum Beispiel nicht mit ihnen in der UN-Menschenrechtskommission zusammensitzen können. Wenn die freie Welt dies unmissverständlich klarmachen würde, wäre das die größte Errungenschaft auf dem Weg in Richtung Frieden für Nahost. Aber der Westen schweigt.

Wird sich die Freiheit in der arabischen Welt dennoch durchsetzen?
Wir hätten in der damaligen Sowjetunion keinen Erfolg gehabt, wenn unser Kampf nicht auch der des Westens geworden wäre. Genau das sehe ich im Moment mit Blick auf die Umwälzung in der arabischen Welt nicht. Es ist möglich, dass dem einen Diktator ein anderer folgt und die freie Welt ihn mit Verweis auf die Stabilität in der Region anerkennt. Israel würde einen hohen Preis dafür zahlen.

Juden feiern jedes Jahr mit Pessach ein Fest der Freiheit. Könnte das eine universelle Botschaft sein?
Wir haben der Welt das Konzept der Freiheit gegeben und das der Menschenrechte. Dies müssen wir uns bewusst machen. Auch den jungen Leuten sage ich immer: Erst, wenn ihr in euren eigenen Werten stark und verwurzelt seid, habt ihr genügend Energie, für universelle Werte zu kämpfen.

Mit dem Chef der Jewish Agency sprach Detlef David Kauschke.

Berlin

»BILD«: Hinweis auf Ausspähung von deutschen Juden durch den Iran kam vom Mossad

Die Hintergründe

 01.07.2025

Bayern

Als Rassist und Antisemit im Polizeidienst? Möglich ist es …

Der Verwaltungsgerichtshof München hat geurteilt, dass Beamte sich im privaten Rahmen verfassungsfeindlich äußern dürfen, ohne deswegen mit Konsequenzen rechnen zu müssen

von Michael Thaidigsmann  01.07.2025

Frankfurt

Unibibliothek besitzt rund 7.500 mutmaßlich geraubte Bücher

Die Goethe-Universität hatte die Herkunft von insgesamt rund 79.000 Bänden geprüft, die zwischen 1942 und 1945 in den Bestand aufgenommen worden waren

 01.07.2025

Spionage-Skandal

Außenminister Wadephul bestellt iranischen Botschafter ein

Der CDU-Politiker rief außerdem zum Schutz von Juden in Deutschland auf

 01.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Ausstellung »Die Nazis waren ja nicht einfach weg« startet

Die Aufarbeitung der NS-Zeit hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Wendungen genommen. Eine neue Ausstellung in Berlin schaut mit dem Blick junger Menschen darauf zurück

von Lukas Philippi  01.07.2025

Kirchen

Theologe Staffa kritisiert Apartheidsbeschluss des Weltkirchenrates

Der Apartheidsvorwurf sei einfach falsch, sagte der christliche Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christen und Juden beim Deutschen Evangelischen Kirchentag

von Stephan Cezanne  01.07.2025

Berlin

Schuster: Vernichtungsfantasien des Mullah-Regimes gegen Israel und Juden nicht mehr kleinreden

In Dänemark wurde ein Spion festgenommen, der für den Iran jüdische und pro-israelische Ziele ausspioniert haben soll - darunter auch den Zentralrat der Juden

 01.07.2025

Festnahme

Spion soll für Iran jüdische Einrichtungen in Deutschland ausgespäht haben

Der Tatverdächtige wurde in Dänemark festgenommen

von Nils Kottmann  01.07.2025 Aktualisiert

USA

82-Jährige stirbt nach Angriff von Boulder

Die Frau erlag ihren schweren Verletzungen. Die Anklage gegen den Täter soll nun erweitert werden

 01.07.2025