Einspruch!

Ein sichtbares Zeichen

Andreas Nachama begrüßt die Einrichtung eines Dokumentationszentrums zu Flucht und Vertreibung in Berlin

von Rabbiner Andreas Nachama  24.06.2021 11:58 Uhr

Rabbiner Andreas Nachama Foto: Chris Hartung

Andreas Nachama begrüßt die Einrichtung eines Dokumentationszentrums zu Flucht und Vertreibung in Berlin

von Rabbiner Andreas Nachama  24.06.2021 11:58 Uhr

In Berlin wird nahe der »Topographie des Terrors«, die das mörderische Treiben von Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt dokumentiert, und auch nahe des Holocaustmahnmals eine Dokumentation zu Flucht und Vertreibung eröffnet, in deren Fokus die 1945 aus Osteuropa nach Westen vertriebenen Deutschen stehen. Diese Dokumentation wird von Teilen der Öffentlichkeit als revanchistisch eingestuft. Zu Recht?

Für die einen ging 1945 mit Kriegsende die Befreiung von kompromisslos betriebener NS-Verfolgungs-, Besatzungs- und Mordpolitik einher. Für andere hatte schon in den letzten Kriegswochen Flucht und Vertreibung begonnen. Die Rote Armee hatte große Teile Osteuropas besetzt. Die damit einhergehende Bevölkerungsverschiebung der dort bis dahin lebenden Deutschen sahen die Siegermächte in Potsdam als angemessen an.

Oder-Neisse Vor etwa 50 Jahren wurde emotional aufgebracht die Anerkennung der politischen Realität, sprich: der Oder-Neiße-Grenze als Ostgrenze Deutschlands, diskutiert und von der sozialliberalen Koalition unter Willy Brandt durchgesetzt – gegen den erbitterten Widerstand der Vertriebenenverbände und im Bundestag insbesondere der CDU/CSU. Die Deutschen aus den ehemals deutschen Gebieten Osteuropas waren da längst in die jeweiligen Regionen, in denen sie ihr neues Zuhause gefunden hatten, integriert.

Es gab damals keine Flüchtlingslager vor deutschen Städten, sondern in einem großen Solidarakt waren die »Vertriebenen« und »Flüchtlinge« aufgenommen worden, hatten sich aber auch aufnehmen und integrieren lassen. Gemessen an dem, was andere Flüchtlinge im Nahen Osten an Ablehnung, aber auch an Selbstausgrenzung betreiben, ist sowohl die Integration als auch der Integrationswille der Vertriebenen und Ge-
flüchteten vorbildlich.

50 Jahre nach den Ostverträgen, die Willy Brandt den Friedensnobelpreis einbrachten, ist dieses Verhalten nobelpreiswürdig: ein Zeichen dafür, wie vorbildlich sich Geflüchtete, aber auch die aufnehmende Gesellschaft verhielten. Die Dokumentation am Anhalter Bahnhof setzt dafür ein sichtbares Zeichen.

Der Autor ist Historiker in Berlin.

Heilbronn/Heidelberg

Geständnisse zu Anschlagsplan auf Synagoge erwartet

Zwei junge Männer tauschen sich in Chats über mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Heidelberg und Frankfurt am Main aus. Nun sitzen sie auf der Anklagebank

von Martin Oversohl  15.11.2024

Washington D.C.

TV-Mann, Milliardär, Radikale: So soll Trumps Team aussehen

Fernsehtauglichkeit, stramme Gefolgschaft und Geld spielen eine Rolle. Wer hat in Washington bald das Sagen?

von Christiane Jacke, Magdalena Tröndle  15.11.2024

Deutschland

BKA warnt vor »Belagerung« israelischer Botschaften

Die Terroristen der Hamas rufen auf Telegram zu Gewalt auf

 15.11.2024

Justiz

Antisemitischer Schlachtruf wird Fall für BGH 

Die rechtliche Bewertung der Parole »From the river to the sea, palestine will be free« fällt je nach Gericht unterschiedlich aus. Eine höchstrichterliche Klärung gibt es nicht - noch nicht

 14.11.2024

USA

Bekommt Trump seinen Wunschkandidaten als Justizminister?

»Wie ein Sechsjähriger mit einem geladenen Revolver«: So beschreibt ein Parteikollege Matt Gaetz

von Christiane Jacke, Magdalena Tröndle  14.11.2024

Michael Thaidigsmann

Borrells letztes Gefecht

Der scheidende EU-Außenbeauftragte fordert die Aussetzung des Assoziierungsabkommens der EU mit Israel. Damit dürfte er kläglich scheitern

von Michael Thaidigsmann  14.11.2024

Interview

»Man muss sich schon mal fragen, was das gebracht hat«

Der Europaabgeordnete Moritz Körner über den nachlässigen Umgang der EU bei Transferzahlungen an die Palästinenser, den Außenbeauftragten Josep Borrell und dessen Nachfolgerin Kaja Kallas

von Michael Thaidigsmann  14.11.2024

Washington D.C.

Arbeiten Trump und Biden für einen Geiseldeal zusammen?

Das hatte der US-Präsident seinem Nachfolger bei einem Treffen im Weißen Haus angeboten

 14.11.2024

Berlin

Bundesregierung: Blauhelm-Soldaten greifen nicht zugunsten Israels ein

Die im Libanon stationierten deutschen UN-Soldaten geraten medial zunehmend zwischen die Fronten

 14.11.2024