Meinung

Ein Papst außer Dienst

Mordechay Lewy Foto: Marco Limberg

Man staunt über einen historischen Präzedenzfall, der aber im kanonischen Recht durchaus vorgesehen ist, obwohl er in der modernen Papstgeschichte bislang nie praktiziert wurde. Im Nachhinein scheint Benedikt seinen Rücktritt wohl geplant zu haben. Die Spatzen auf dem Dach des Vatikanpalastes haben es ab und zu gezwitschert. Mit seiner öffentlich auf Latein vorgelesenen Verzichtserklärung hatte Benedikt den kanonischen Bedingungen Genüge getan. Über gesundheitliche Gründe, die einen Rücktritt zwingend machen, hatte er schon vor zwei Jahren in seinem Interviewbuch gesprochen. Auch die kürzliche Ernennung des Privatsekretärs zum Erzbischof erscheint plötzlich als ein Mosaikstein in seinem Plan.

menschlich Eine Unzahl von Kommentaren hinterfragt derzeit politische, kirchliche oder wirtschaftliche Motive. Doch für mich hat der Rücktritt von Benedikt vor allem eine menschliche Dimension, auch wenn diese, angesichts des immensen Anspruchs an das Amt, größtenteils ausgeblendet bleibt. Es ist zu fragen, inwieweit das Dahinsiechen seines Amtsvorgängers Benedikt beeinflusst hat. Vielleicht hat er dessen Sterben nicht als Marter verstanden.

Es mag für Benedikt ein abschreckendes Beispiel gewesen sein, was mit der Amtsführung eines umnachteten Papstes passiert, wenn andere in nächster Umgebung in seinem Namen die Kirche weiterführen. Dieses Schicksal wollte er sich ersparen. Benedikt weiß, dass die moderne würdige »ars moriendi« nicht vor laufender Kamera stattfinden kann, sondern nur fernab eines öffentlichen Amtes.

dialog Aus jüdischer Sicht sollte ein abschließendes Urteil über Benedikts Amtszeit nicht schwerfallen. Sie war durch ein gesteigertes Verständnis gegenüber Juden und Israel sowie durch den notwendigen Dialog mit uns gekennzeichnet. In seiner Jesus-Biografie hat er alle Juden von der Schuld am Kreuzigungstod Jesu »freigesprochen«. Die Bedeutung von »Nostra Aetate« für die Annäherung von Katholiken und Juden hat er so oft unterstrichen, dass es in seine Kirchenlehre eingeflossen ist. Benedikt verlautbarte, dass sich der Heilige Stuhl »dem Dank an den Herrn« anschließt, »dass die Hoffnung des jüdischen Volkes auf eine Heimat im Land seiner Väter erfüllt worden ist«. Eine solch prozionistische Haltung hörte man nicht oft in der Kurie. Um diese Position zu unterstreichen, reiste der Papst 2009 nach Israel.

Wir hoffen, dass sein Nachfolger auch diesen Weg der Annäherung beschreiten wird. Und Josef Ratzinger wünschen wir bestes Wohlergehen und ein langes ruhiges Leben. Adieu.

Der Autor vertrat als Botschafter mehrere Jahre Israel beim Heiligen Stuhl.

Deutschland

Rechtsextreme Straftaten 2024 auf neuem Rekordstand

Die Zahl der rechtsextrem motivierten Straftaten nimmt rasant zu. 2024 wurde ein neuer Höchststand erreicht. Darunter auch 1100 Gewaltdelikte

 05.01.2025

Roman Schwarzman

Holocaust-Überlebender aus Ukraine hält am 27. Januar Rede beim zentralen Gedenken im Bundestag

Im kommenden Jahr jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 80. Mal. Zur Gedenkstunde im Bundestag wird ein Holocaust-Überlebender aus Odessa erwartet

 05.01.2025 Aktualisiert

Berlin

Nach Raketenschuss in Neukölln: Influencer aus dem Westjordanland am Flughafen Berlin festgenommen

Ein arabischer Influencer hat an Silvester eine Rakete in ein Wohnhaus in Berlin-Neukölln geschossen haben. Nun wurde der Mann festgenommen

 05.01.2025

Politik

EU-Abgeordneter Sergey Lagodinsky tritt gegen Gelbhaar an

Der Kreisverband Berlin-Pankow fordert Stefan Gelbhaar dazu auf, auf eine Kandidatur für ein Direktmandat bei der Bundestagswahl zu verzichten. Er bekommt nun Konkurrenz aus Brüssel

 04.01.2025

Niederlande

Namen von 425.000 Kollaborateuren einsehbar

Das passt nicht allen Bürgern. Reißen nun alte Wunden wieder auf?

 03.01.2025

Syrien

Neuanfang in Syrien?

Vier Wochen nach dem Sturz des Machthabers Assad wollen die deutsche Außenministerin und ihr französischer Kollege in Damaskus ein Zeichen setzen. Sie kommen mit Angeboten, aber auch mit Forderungen

 03.01.2025

Berlin

Weidel und Musk planen Talk auf »X«

Mit seinem öffentlichen Werben für die rechtsextremistische AfD hat Tesla-Chef und Trump-Berater Elon Musk viel Wirbel ausgelöst. Der nächste Schritt folgt in knapp einer Woche

 03.01.2025

Debatte

Musk-Beitrag in der »Welt«: Idee kam von Springer-Aufsichtsrat

Die Hintergründe

 03.01.2025

Berlin

Weitere Chanukkia geschändet

Seit Tagen registriert die Polizei immer wieder Beschädigungen von Chanukkiot

 03.01.2025