Fast 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges haben der Zentralrat der Juden und die Bundesrepublik Deutschland einen Staatsvertrag über Militärsorge abgeschlossen. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Zentralratspräsident Josef Schuster unterzeichneten den Vertrag am Freitag im Rahmen des Gemeindetags des Zentralrats in Berlin.
Kramp-Karrenbauer (CDU) bezeichnete das Zustandekommen eines Staatsvertrags für jüdische Seelsorge in der Bundeswehr als »bewegenden Moment«. Vor der Unterzeichnung des Vertrags sagte sie, Jüdinnen und Juden seien heute in Deutschland zu Hause. »Dass dies möglich und wirklich ist nach den unfassbaren Verbrechen, die von Deutschland ausgegangen sind, macht mich demütig und dankbar«, sagte Kramp-Karrenbauer.
In Anspielung auf das Motto des Gemeindetags sagte die Verteidigungsministerin: »In Deutschland zu Hause sein, das heißt auch: ganz selbstverständlich in der Bundeswehr zu Hause sein.« Kramp-Karrenbauer betonte, das Judentum und die deutschen Streitkräfte hätten eine lange Tradition und eine gebrochene Geschichte. Juden hätten insbesondere im Ersten Weltkrieg für das Land gedient, das sie später verraten habe. Zudem verurteilte sie Antisemitismus und betonte, Extremismus, insbesondere Rechtsextremismus, dürfe in der Bundeswehr nicht geduldet werden.
Bundestag Das Bundeskabinett hatte in der vergangenen Woche dem Staatsvertrag für die Verankerung jüdischer Militärseelsorge in der Bundeswehr zugestimmt. Kramp-Karrenbauer sagte, sie sei voller Zuversicht, dass der Bundestag im kommenden Jahr zustimme. Erstmals seit 100 Jahren kann es damit wieder Militärrabbiner in der deutschen Armee geben.
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sprach von einem »historischen Tag«. So wie die Bundeswehr ein Teil des demokratischen Deutschlands sei, sei dies auch die jüdische Gemeinschaft, sagte er. Militärrabbiner zeigten zudem, wie das Vertrauen der jüdischen Gemeinschaft in diesem demokratischen Staat gewachsen sei, nachdem Juden nach dem Holocaust mit großer Distanz auf das deutsche Militär geblickt hätten.
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sprach von einem »historischen Tag«.
schoa »Nach der Schoa war dies in Deutschland aus jüdischer Sicht undenkbar«, sagte Schuster. Heute jedoch sehe die jüdische Gemeinschaft die Bundeswehr als »Armee der Demokratie und möchte daher für die jüdischen Soldaten in der Bundeswehr und ihre Familien eine jüdische seelsorgerische Betreuung sicherstellen, die auch für nichtjüdische Soldaten offen ist«.
Eine große Rolle spiele aus Sicht des Zentralrats der Lebenskundliche Unterricht, an dem Soldaten aller Religionen teilnehmen können. »Warum sollte nicht in einer Kaserne neben dem Weihnachtsbaum auch eine Chanukkia entzündet werden?«, sagte der Zentralratspräsident.
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In seiner Rede bedankte sich Schuster auch bei der Orthodoxen und Allgemeinen Rabbinerkonferenz, die die Unterstehung der jüdischen Militärseelsorge unterstützend begleitet hätten. Dabei nannte er insbesondere den Rektor des Abraham Geiger Kolleg, Rabbiner Walter Homolka, den er in diesem Zusammenhang als »spiritus rector« bezeichnete. epd/ag