Weltweit ist die Nachricht von einem Abkommen über einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas und die bevorstehende Freilassung von Geiseln in der Gewalt der Terrororganisation in Gaza mit Erleichterung und Freude aufgenommen worden. Auch jüdische Organisationen zeigten sich hoffnungsvoll.
Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), erklärte am Abend: »467 Tage lang hat Israel eine unerträgliche Situation ertragen. Es war zu einem Kampf gezwungen, den es nicht selbst gewählt hat, sondern geführt hat, um zu überleben.« Mehr als ein Jahr lang habe die Welt »vor einer Terrororganisation kapituliert und es versäumt, entschlossen zu handeln, um diesen Albtraum zu beenden«, so Lauder.
Wenn das Abkommen umgesetzt werde, könnten 33 Israelis zu ihren Angehörigen zurückkehren. »Ein Gefühl der Freude wird durch die Adern Israels und des jüdischen Volkes weltweit strömen. Und dennoch können und werden wir nicht ruhen, bis jede verbliebene Geisel nach Hause gebracht ist.«
Die internationale Gemeinschaft müsse den Druck auf die Hamas aufrechterhalten und dürfe nicht erneut zulassen, dass der Terror im Gazastreifen wieder einziehe. »Nur wenn der Terrorismus ausgerottet und die Rechtsstaatlichkeit und der Anstand wiederhergestellt sind, können Israelis und Palästinenser beginnen, in dauerhaftem Frieden und Sicherheit Seite an Seite zu leben«, so Lauder in einer Pressemitteilung des WJC.
Im Weißen Haus in Washington sagte der scheidende US-Präsident Joe Biden am Abend: »Wir haben diesen Punkt erreicht, weil Israel, unterstützt von den Vereinigten Staaten, Druck auf die Hamas ausgeübt hat.« Er nannte die Unterstützung Amerikas gegen die iranischen Angriffe auf Israel.
Gleichzeitig betonte Biden, seine Regierung habe daran mitgewirkt, dass Israel eine »ausgewogene Reaktion« gezeigt habe, was einen umfassenden Krieg im Nahen Osten vermieden habe. »Das Terrornetzwerk, das einst die Hamas geschützt und unterstützt hat, ist nun weitaus schwächer. Der Iran so schwach wie schon seit Jahrzehnten nicht«, so der US-Präsident.
Trump: Waffenstillstand nur möglich, weil er Präsidentschaftswahl gewonnen hat
Auch Bidens Nachfolger Donald Trump, der kommende Woche seine zweite Amtszeit antritt, hob seine persönliche Rolle beim Zustandekommen des Deals hervor. Auf seinem Netzwerk Truth Social gab Trump als einer der ersten das Zustandekommen des Abkommens bekannt: »Wir haben einen Deal für die Geiseln im Nahen Osten. Sie werden bald freigelassen. Danke!« In einem weiteren Post nannte er die Waffenstillstandsvereinbarung »episch«. Sie sei nur möglich gewesen, weil er bei der Wahl im November einen »historischen Sieg« eingefahren habe. Seine Regierung werde »Frieden anstreben und Abkommen aushandeln würde, um die Sicherheit aller Amerikaner und unserer Verbündeten zu gewährleisten.«
»Wir haben so viel erreicht, ohne überhaupt im Weißen Haus zu sein. Stellt euch nur all die wunderbaren Dinge vor, die geschehen werden, wenn ich ins Weiße Haus zurückkehre und meine Regierung vollständig bestätigt ist, sodass sie weitere Siege für die Vereinigten Staaten sichern können!«
Weiter schrieb Trump, er und sein Team würden sicherstellen, dass Gaza nie wieder zu einem Zufluchtsort für Terroristen werde. Außerdem kündigte er Anstrengungen zur Ausweitung der Abraham-Abkommen an, im Zuge derer Israel während Trumps erster Amtszeit seine Beziehungen zu vier arabischen Staaten normalisiert hatte.
AJC: »Können es kaum erwarten, die ersten Geiseln zurückkehren zu sehen«
Das American Jewish Committee, eine der führenden jüdischen Organisationen, lobte sowohl Biden als auch Trump für ihre Anstrengungen. »Wir können es kaum erwarten, die ersten Geiseln zu ihren Familien zurückkehren zu sehen. Aber die entscheidende Arbeit zur Befreiung aller Geiseln – unabhängig von Alter, Geschlecht oder Nationalität – muss fortgesetzt werden.«
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betonte in einer ersten Reaktion vor allem die Freilassung der Geiseln. Auf seinem Account bei der Plattform X schrieb Scholz am Abend: »Es ist gut, dass eine Einigung über einen Waffenstillstand und die Freilassung von Geiseln – auch deutschen – in Gaza erreicht scheint! Jetzt muss die Einigung konsequent umgesetzt werden. Alle Geiseln müssen freigelassen werden.«
Auch die sterblichen Überreste der getöteten Geiseln müssten ihren Angehörigen übergeben werden, so Scholz weiter. »Der Waffenstillstand bietet die Chance für ein dauerhaftes Kriegsende und die Verbesserung der schlechten humanitären Lage im Gazastreifen. Dafür setzen wir uns weiter ein«, fügte er hinzu.
Außenministerin Annalena Baerbock erklärte auf X: »In diesen Stunden gibt es Hoffnung, dass die Geiseln endlich freikommen und das Sterben in Gaza ein Ende findet. Alle, die Verantwortung tragen, sollten jetzt dafür sorgen, dass diese Chance genutzt wird.»mth