Geschichte

»Ein Drecksack, ein antisemitisches Schwein«

Der russische Präsident Wladimir Putin Anfang März 2018 bei einem Interview mit dem US-Sender NBC in Kaliningrad Foto: dpa

Aus Protest gegen Äußerungen des Kremlchefs Wladimir Putin zur Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs hat Polen den russischen Botschafter ins Außenministerium in Warschau einbestellt. »Wir sind bereit, Russlands Diplomaten die historische Wahrheit so lange wie nötig zu erklären«, schrieb Vizeaußenminister Marcin Przydacz am Samstag bei Twitter.

Putin hatte für Aufsehen gesorgt, weil er den polnischen Botschafter in Berlin in den Jahren 1933 bis 1939 beschimpft hatte.

Die Welt werde die »wahre Bedeutung« des Molotow-Ribbentrop-Paktes, des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts vom August 1939, nicht vergessen. Russland wehrt sich gegen eine historische Gleichstellung der kommunistischen Sowjetunion mit dem Faschismus.

NS-ZEIT Putin hatte für Aufsehen in Warschau gesorgt, weil er den polnischen Botschafter in Berlin in den Jahren 1933 bis 1939, Jozef Lipski, als »antisemitisches Schwein« bezeichnet hatte. Der Diplomat habe Hitler bewundert.

Nach Kremlangaben sagte Putin am Dienstag bei einer Sitzung des Verteidigungsministeriums wörtlich mit Blick auf den Polen: »Ein Drecksack, ein antisemitisches Schwein – anders lässt sich das nicht bezeichnen. Er hat sich komplett mit Hitler solidarisiert in seinen antijüdischen, antisemitischen Tendenzen und vor allem hat er ihm versprochen, ihm für die Verhöhnung des jüdischen Volkes ein Denkmal zu errichten.«

Russlands Präsident hatte zuletzt immer wieder davor gewarnt, der Sowjetunion eine Mitschuld am Zweiten Weltkrieg zu geben.

Das Gespräch im Außenministerium in Warschau am Freitag sei schwierig, aber korrekt gewesen, sagte der Moskauer Botschafter in Polen, Sergej Andrejew, der russischen Staatsagentur Tass zufolge. Russland kritisiert, dass Polen für sich die alleinige richtige Deutung der Geschichte beanspruchen könnte.

SIEG Putin hatte zuletzt immer wieder davor gewarnt, der Sowjetunion unter Diktator Josef Stalin eine Mitschuld am Zweiten Weltkrieg zu geben. Russland will im kommenden Jahr den 75. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland groß feiern.

Mit dem Angriff deutscher Truppen auf Polen begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg.

Im geheimen deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt hatten Nazi-Deutschland und die Sowjetunion vereinbart, Polen unter sich aufzuteilen. Die neue Grenze verlief entlang des Flusses Bug. Mit dem Angriff deutscher Truppen auf Polen begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg.

Im Juni 1941 überfiel Hitler-Deutschland ohne vorherige Kriegserklärung auch die Sowjetunion. In Russland wird heute wieder über die Deutung des Hitler-Stalins-Pakts gestritten.  dpa

80. Jahrestag der Befreiung

Holocaust-Überlebende teilen persönliche Erinnerungen

Sie haben eine wichtige Botschaft: »Ich habe Auschwitz überlebt: Erinnere Dich daran.«

 13.01.2025

Extremismus

AfD trennt sich von Junger Alternative

Die AfD beschließt nach langer Debatte ihr Programm zur Bundestagswahl. Hitzig wird es aber erst bei einem anderen Punkt: Die Jugendorganisation der AfD soll an die kurze Leine

von Jörg Ratzsch  12.01.2025

Essay

Ritt ins Verderben

Gedanken eines österreichischen Juden zu einer möglichen Kanzlerschaft des Rechtsextremisten Herbert Kickl

von Vladimir Vertlib  12.01.2025 Aktualisiert

Militär

»Deutschland bleibt gern unsichtbar«

Der israelische Politikexperte Nir Levitan über die zunehmende Präsenz der deutschen Marine in Nahost

von Sabine Brandes  12.01.2025

Jüdische Journalisten

»Hochschulen dürfen kein rechtsfreier Raum werden«

Der Verband reagiert auf die Äußerungen von Bettina Völter, der Präsidentin der Alice-Salomon-Hochschule

 12.01.2025

Meinung

Düsseldorfs braunes Erbe

Beim Gedenken muss die Stadt konsequent sein

von Oded Horowitz  12.01.2025

Thüringen

KZ-Gedenkstätten prüfen Rückzug von der Plattform X 

Das von Elon Musk übernommene soziale Medium gefährde des Zusammenhalt demokratischer Gesellschaften

 11.01.2025

Riesa

Massive Proteste gegen AfD-Bundesparteitag 

Mehrere tausend Menschen sind seit dem frühen Samstagmorgen in der sächsischen Stadt gegen den AfD-Bundesparteitag auf die Straße gegangen

 11.01.2025

Nachruf

Keine halben Sachen

Die langjährige Israel-Korrespondentin der WELT, Christine Kensche, ist gestorben. Ein persönlicher Nachruf auf eine talentierte Reporterin und einen besonderen Menschen

von Silke Mülherr  10.01.2025