Covid-19

»Impf-Egoismus gefährdet andere«

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Marco Limberg

Covid-19

»Impf-Egoismus gefährdet andere«

Josef Schuster über Anti-Corona-Strategien, jüdische Werte und den Schutz des Lebens

von Heide Sobotka  24.12.2020 10:01 Uhr

Herr Schuster, war es aus Ihrer Sicht als Mediziner notwendig, auf die »ordentliche Zulassung« des Corona-Impfstoffs zu warten und nicht schon früher zu impfen?
Die EU-Staaten generell und die Bundesrepublik haben die Zulassung seitens der europäischen Behörden abgewartet, die sicherstellen wollten, dass die übliche Anzahl der Geimpften im Entwicklungsstadium eines Impfstoffs erreicht ist, bevor ein Vakzin zugelassen wird. Das ist geschafft, damit haben wir die übliche Grundlage für einen Impfstoff. Ich sehe – wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn –, dass wir damit auch eine höhere Akzeptanz erreichen.

Was sagen Sie zu der gewählten Reihenfolge »Alter vor Jugend«?
Wir haben erfahren müssen, welche Folgen die Ausbrüche von Corona in Senioren­einrichtungen hatten. Deswegen halte ich es für den richtigen Weg, hier zunächst die Hochbetagten und dann die etwas Jüngeren zu impfen, also den vorgelegten stufigen Plan so durchzuführen. Zu sagen, wir impfen erst einmal die 60-Jährigen, weil sie eine höhere Lebenserwartung haben als 80-Jährige, halte ich für eine ethisch problematische Entscheidung.

Kam der strengere Lockdown zu spät?
Ich denke, dass er eigentlich früher hätte kommen sollen. Aber im Nachhinein sind wir alle schlauer.

Wie argumentieren Sie Menschen gegenüber, die sich nicht impfen lassen wollen?
Ich sage ihnen, dass sie in meinen Augen einen großen Fehler begehen – für sich selbst, aber auch für die Gemeinschaft. Es geht um den Schutz des Einzelnen, aber auch der Gesellschaft. Weitere Infektionen durch Übertragungen des Erregers sollen vermieden werden. Insofern ist dies meiner Meinung nach eine egoistische Einstellung, die darüber hinaus auch andere gefährden kann.

Wo soll geimpft werden? Im Impfzentrum oder beim Hausarzt?
Es geht zunächst darum, so schnell wie möglich die Gruppen, die das höchste Risiko haben, zu impfen. In den Pflegeheimen wird ja vor Ort geimpft. Bei allen anderen Impfungen halte ich eine neutrale Stelle tatsächlich für sinnvoller als den Hausarzt, weil mehr Menschen in kürzerer Zeit geimpft werden können und der Impfstoff leichter an die priorisierten Personen verteilt werden kann.

Sie sind der Meinung, Impfen ist wichtig?
Ja, ich appelliere wirklich an jeden, sich impfen zu lassen, damit wir diese Corona-Pandemie möglichst schnell hinter uns bringen und zu einem normalen Leben zurückkehren können. Für jüdische Gemeinden ist es ein Problem, in der Corona-Pandemie ein Gemeindeleben aufrechtzuerhalten. Wir wünschen uns wieder ein aktives Gemeindeleben und kommunikatives Zusammentreffen. Aber das geht eben nur mit einer entsprechenden Immunität.

Mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden und Mitglied des Deutschen Ethikrates sprach Heide Sobotka.

Berlin

Hisbollah-Anhänger bei Razzia in Neukölln festgenommen

Der Mann habe sich nach den Hamas-Massakern im Libanon ausbilden lassen, um gegen Israel zu kämpfen

 15.04.2025

Krieg in Gaza

»Fatwa«: Islamische Gelehrte rufen zum Dschihad gegen Israel auf

Ein in London ansässiger Verband hetzt gegen Israel. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft sieht eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit auch in Deutschland

von Michael Thaidigsmann  15.04.2025

Essay

Warum ich stolz auf Israel bin

Das Land ist trotz der Massaker vom 7. Oktober 2023 nicht zusammengebrochen, sondern widerstandsfähig, hoffnungsvoll und vereint geblieben

von Alon David  15.04.2025 Aktualisiert

Joshua Schultheis

Im Krieg braucht es ein Korrektiv

Das israelische Militär will den verheerenden Angriff auf Krankenwagen in Gaza untersuchen. Es geht um viel: die Glaubwürdigkeit der Armee, Gerechtigkeit für die Toten und darum, sinnloses Leid künftig besser zu verhindern

von Joshua Schultheis  15.04.2025

Buchenwald-Gedenken

»Nehmen wir doch bitte das Gift aus der Debatte!«

Nach dem Eklat um die abgesagte Rede Omri Boehms sieht sich Jens-Christian Wagner scharfer Kritik seitens des israelischen Botschafters ausgesetzt. Wie blickt der Gedenkstättenleiter auf die heftige Diskussion der vergangenen Tage? Ein Interview

von Michael Thaidigsmann  15.04.2025 Aktualisiert

Berlin

Rekordzahl an Fällen von Hass auf Sinti und Roma

Hass und Diskriminierung in Bezug auf Sinti und Roma bleiben in der Hauptstadt auf einem erschreckend hohen Niveau. Dabei werden nicht einmal alle Fälle erfasst

 15.04.2025

Extremismus

Schüler aus Görlitz zeigen in Auschwitz rechtsextreme Geste

In sozialen Medien kursiert ein Foto des Vorfalls. Die Schulleitung reagiert prompt. Wie sehen die Konsequenzen für die Jugendlichen aus?

 14.04.2025

Recherche

Keine besten Freunde

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft hat die Unvereinbarkeit mit der AfD beschlossen. Nun soll der Vereinsausschluss des Bundestagsabgeordneten Maximilian Krah folgen

von Joshua Schultheis  14.04.2025

Europa

Spanien stellt Teilnahme Israels am Musikwettbewerb ESC infrage

Beim Eurovision Song Contest soll es eigentlich um Musik gehen. Doch die Politik spielt immer öfter mit hinein. Aktuell droht eine neue Debatte um Israel. Grund ist der Krieg im Gazastreifen

 14.04.2025