Junge Menschen, die unter allen möglichen furchtbaren Umständen getötet wurden. An sie hat Catherine Ashton gedacht, als sie am Montag in Brüssel mit palästinensischen Jugendlichen redete.
»Alle möglichen furchtbaren Umstände« sind für die EU-Außenbeauftragte die Schüsse des Rassisten Breivik in Norwegen, der Busunfall belgischer Schulkinder ebenso wie das Attentat von Toulouse. Allein diese Aneinanderreihung am Tag der Morde ist unsinnig. Was haben rassistische Morde mit einem Busunfall zu tun? Diese Assoziation tröstet niemanden, sie erklärt nichts.
Atmosphäre Zumal der Satz noch weiter ging – Ashton führte auch die Kinder in Gaza an. Jüdische Terroropfer in Toulouse gleich palästinensische Kinder in Gaza? Man kann das als Versuch betrachten, den palästinensischen Zuhörern eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck nannte den Gedankengang weniger gnädig einen »antisemitischen Reflex«.
Aufgeschreckt von solcher Kritik hat Ashtons Büro nach genauem Abhören der Aufzeichnung nachgereicht, dass die Politikerin auch Sderot erwähnt haben soll. Ist diese Tatsache erstaunlicher oder Ashtons Vermutung, ihre Äußerung werde durch diese Ergänzung intelligenter? Sie bleibt dummes Gewäsch, das typisch ist für so viele europäische Politiker, die ständig fahrlässig und kenntnisfrei die Unterschiede zwischen Unrecht und Recht, Vorsatz und Versehen, Mord und Unfall mit allgemeinem Anti-Gewalt-Kleister verkleben.
In Toulouse verdichteten sich bei Redaktionsschluss am Mittwochvormittag die Indizien, dass der Täter ein Islamist gewesen sein könnte, der mit den Morden »die palästinensischen Kinder rächen« wollte. Der 24-jährige Franzose soll sich zu Al Qaida bekannt haben. Es gibt also tatsächlich noch einen zweiten Menschen, der bei Toulouse an Gaza dachte.
Der Autor ist Chef vom Dienst beim »Kölner Stadt-Anzeiger«.