Herr Lanzmann, die Aufführung Ihres Films »Warum Israel« musste im Oktober in Hamburg wegen der Proteste einer linksradikalen Gruppierung abgesagt werden. Die Kinobesucher sollen unter anderem als »Schweinejuden« beleidigt und geschlagen worden sein. Wie haben Sie den Vorfall empfunden?
»Warum Israel« ist ein subtiler Film mit einer gewissen Empathie gegenüber Israel, die aber keineswegs als zionistische Propaganda angesehen werden kann. Mein Film blendet unbequeme Wahrheiten in Bezug auf Israels Schwierigkeiten, Schwächen und Widersprüche nicht aus. Die jüngsten Reaktionen in Hamburg sind für mich der Beweis dafür, dass der Inhalt des Films heute, mehr als 30 Jahre nach seiner Entstehung, immer noch topaktuell ist. Die Leute, die die Aufführung mit Gewalt verhindert haben, sind offensichtlich nicht in der Lage, sich mit einem solchen Werk auseinanderzusetzen. Das sind einfach dumme Menschen.
Spielt es für Sie eine besondere Rolle, dass Ihr Film ausgerechnet in Deutschland nicht gezeigt werden konnte?
Das ist schockierend, vor allem, weil wir es mit einer Linken zu tun haben, die von den Nazis beeinflusst ist. Sie gebraucht Begriffe, die die Nationalsozialisten benutzt haben, wie Judenschweine, Schweinejuden. Was mich darüber hinaus erschreckt hat, war das Desinteresse der Medien. Ich musste erst verschiedene Zeitungen auf den Vorfall hinweisen, damit darüber berichtet wurde. Die meisten haben zwar umgehend reagiert, aber die Tatsache, dass solche Gruppierungen nicht ernst genommen werden, bereitet mir ein ungutes Gefühl. Denn mit kleinen, anscheinend bedeutungslosen Gruppen fängt es ja immer an.
Mit welchem Gefühl erwarten Sie die nächsten Aufführungen des Films?
Ich denke, es ist Aufgabe der Polizei, die Kinobesucher zu schützen, um Vorfälle wie den in Hamburg künftig zu verhindern. Mein Film wird ständig irgendwo in der Welt ohne Probleme aufgeführt. Die Zuschauer sind normalerweise begeistert. Ich wurde auch noch nie persönlich in irgendeiner Weise bedroht.
Das Gespräch mit dem französischen Regisseur führte Iris Hartl.