Ein Redakteur der Financial Times Deutschland machte am vergangenen Freitag unmissverständlich klar, was er von Juden und Muslimen erwartet: »Passt euch an!«. In einem Essay zur Beschneidungsdebatte schrieb er, dass jede Religionsgemeinschaft in der Lage sein müsse, ihre Theologie und ihre Riten zu verändern. Notfalls auch durch äußeren Druck.
Etwa das Gleiche muss wohl ein Arzt aus Hessen gedacht haben, als er sich entschloss, gegen den Rabbiner und Mohel der oberfränkischen Stadt Hof, David Goldberg, Strafanzeige zu erstatten. Wegen der Beschneidungen, die der Mann vorgenommen hat. Der Arzt macht Druck.
offener brief Der Anzeigenerstatter ist einer der Unterzeichner des kürzlich veröffentlichten Offenen Briefes von insgesamt 700 Beschneidungsgegnern. Sie sind Mediziner, Psychologen und Juristen, die sich als Vertreter des Kinderschutzgedankens sehen und der Meinung sind, dass Religionsfreiheit kein Freibrief für Gewalt sein darf. Sie fordern deshalb das Verbot der Brit Mila – und betonen übrigens allen Ernstes, dass es ihnen darum gehe, das jüdische und islamische Leben im Rahmen der deutschen Rechtsordnung zu schützen.
Was wir wirklich für den Schutz jüdischen Lebens in Deutschland brauchen? Die klare Gewissheit, dass Juden als gleichberechtigte Bürger hier leben und ihre Religion praktizieren können. Dass Juden eben nicht ihre Theologie und jahrtausendealten Riten verändern müssen. Dass Juden hierzulande nicht wegen ihres Glaubens zum Ziel von Strafermittlungen werden. Heute wegen Beschneidung, morgen wegen Schechita. Nein, wir passen uns nicht an!
Die Debatte über die Beschneidung ist gut und richtig. Diskussionen über dieses Thema – wie in der öffentlichen Sitzung des Ethikrats an diesem Donnerstag – über die medizinischen, ethischen und religiösen Aspekte sind wichtig. Aber die Frage der strafrechtlichen Bewertung muss dringend von Parlament und Regierung geklärt werden. Das zeigt der Fall aus Hof. Wir brauchen Rechtssicherheit. Macht Druck!